Bischof Felix Gmür über Frauen in der katholischen Kirche

Bern, 20.2.16 (kath.ch) Felix Gmür, Bischof von Basel, unterstützt das Projekt «Kirche mit den Frauen». Im Interview mit kath.ch erklärt er, wo Frauen im Bistum Basel mitentscheiden können und weshalb für ihn persönlich auch das Frauenpriestertum nicht ausser Diskussion steht.

Sylvia Stam

Warum unterstützen Sie das Projekt «Kirche mit den Frauen»?

Felix Gmür: Ich unterstütze es, weil es für mich klar ist, dass die Kirche nicht ohne die Frauen sein kann, sie gehören dazu, auch in Entscheidungsprozessen. Welche das genau sind, das wird man auf dem Weg herausfinden. Der Heilige Geist, so glauben wir, führt uns. Ich sehe im Bistum Basel, dass es gut ist, wenn möglichst viele Frauen einbezogen sind. Im Seelsorgerat (Oberstes Organ des Laienapostolats, Anm.d.Red.) und im Bischofrat (berät den Bischof in strategischen Fragen, Anm. d. Red.) gibt es beispielsweise Frauen.

Was können Sie in Ihrem Bistum dafür tun, dass Frauen in Entscheidungsprozessen beteiligt sind?

Gmür: Ich kann sie motivieren, Theologie zu studieren und in Pfarreien mitzumachen, entweder in Leitungspositionen aktiv zu sein oder in den Räten. Bis vor kurzem war die Kommunikationsbeauftragte des Bistums Basel eine Frau, ich habe ausserdem eine weibliche theologische Mitarbeiterin. In den Strukturen der Dekanate, Pastoraleinheiten und Pfarreien des Bistums haben Frauen in Leitungsfunktionen dieselbe Befugnis wie ein Mann, der nicht Priester ist.

Halten Sie einen solchen Pilgerweg für den richtigen Weg, um zu erreichen, dass Frauen vermehrt in Entscheidungsprozesse der katholischen Kirche einbezogen werden?

Gmür: Ich glaube nicht, dass es einen richtigen Weg gibt, viele Wege führen schliesslich nach Rom! (schmunzelt)
Dies ist ein Weg, der für die Frauen, die das initiiert haben, und für die heutige Zeit etwas Gutes ist. Was sich daraus ergibt, wird sich zeigen.

Was erwarten Sie in dieser Frage von Papst Franziskus?

Gmür: Ich lasse mich wie immer vom Papst überraschen!

Was wird Ihre Funktion bei der Ankunft der Pilger in Rom sein?

Gmür: Ich wurde angefragt, in Rom eine Meditation zum Thema «Rat der Frauen» zu halten am Grab der Heiligen Katharina von Siena. Diese Kirchenlehrerin hat dem damaligen Papst Briefe geschrieben und Ratschläge gegeben, woraufhin sich etwas bewegt hat.

Gmür: Das Frauenpriestertum steht nicht im Fokus dieses Projekts. Würden Sie sich dennoch persönlich dafür aussprechen?

Gmür: Das Frauenpriestertum ist eine Frage, die die ganze Kirche betrifft und die ein grosses «Eskalationspotenzial» hat. Darum muss man das meines Erachtens vorsichtig angehen und alle mitnehmen. Für mich persönlich spricht biblisch betrachtet nichts dagegen, wie die Bibelkommission schon in den Siebziger-Jahren gesagt hat. Das heisst, man kann darüber diskutieren und schauen, wie man in die Zukunft geht. (sys)

Felix Gmür: «Eine Kirche ohne die Frauen – das wäre ein Irrsinn!»

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