Muslimischer Religionsunterricht in Basler Pfarrei weckt Opposition

Basel, 19.2.16 (kath.ch) In Basel regt sich Widerstand gegen muslimischen Religionsunterricht in der Pfarrei St. Joseph. «Die Gegner argumentieren christlich-fundamentalistisch», sagt Pfarrer Ruedi Beck. Seit September 2015 überlässt er einen Pfarreiraum zweimal pro Woche über Mittag einer muslimischen Gemeinschaft. Das Thema ist in Form eines Antrags an die Synode der römisch-katholischen Kirche des Kantons Basel-Stadt (RKK BS) unterwegs.

Regula Pfeifer

Der Islam sei eine Irrlehre, Mohammed ein falscher Prophet und sowieso in diesem Fall der Antichrist am Werk. Solche Argumente hat Pfarrer Beck vernommen von Basler Katholiken, die den muslimischen Religionsunterricht in seinen Pfarreiräumen missbilligen. Argumente, die seiner Ansicht nach alle Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils verneinen und auch die Religionsfreiheit in Frage stellen. So etwas könne er nicht ernst nehmen, sagt Beck gegenüber kath.ch.

Ernst nimmt er hingegen die in der Bevölkerung verbreiteten Ängste, etwa jene vor einer Islamisierung, einer Überfremdung oder vor einem Verlust der Traditionen. Dagegen hat der Pfarrer ein Mittel: Er lade die betreffenden Personen ein, an einem Sonntag ins Pfarreizentrum zu kommen und sich alles anzuschauen. «Die persönliche Begegnung hat schon viele Vorurteile auf beiden Seiten abgebaut», erklärt Beck. Seit rund acht Jahren pflegen Beck und seine Pfarrei St. Joseph freundschaftliche Beziehungen zum Imam Mohammed Tas und zu dessen muslimische Gemeinde namens Moscheekommission Basel. Innerhalb der Pfarrei habe es keine Opposition gegeben gegen das Raumangebot für muslimischen Religionsunterricht, so Beck.

Aber hinter den Kulissen laufen die Drähte offenbar heiss. Xaver Pfister, bis 2012 Informationsbeauftragter der RKK Basel-Stadt, weiss von «einigen Mails», die zu dieser Frage verschickt wurden. Deren Versender verhielten sich aber «sehr bedeckt», erklärt Pfister gegenüber kath.ch. Ihm ist es ein Anliegen, dass der aktuelle Konflikt «offen und fair» angegangen wird. Persönlich unterstütze er das Vorgehen von Pfarrer Beck, wie Pfister mitteilt. Er unterlegt seine Haltung mit der Konzilserklärung «Nostra Aetate» von 1965, mit dem Aufruf von Papst Franziskus zu mehr Dialog der Religionen und Aussagen der Arbeitsgruppe Islam der Schweizer Bischofskonferenz.

Gegenseitige Hilfe

In der Pfarrei St. Joseph hat sich die muslimisch-katholische Freundschaft über Jahre hinweg entwickelt. «Wir wissen viel voneinander und helfen einander bei Bedarf gegenseitig aus», sagt Pfarrer Beck. An grossen Anlässen der Pfarrei etwa kochten die muslimischen Gläubigen für sie. Da sei es naheliegend gewesen, ihnen bei ihrem Raumengpass unter die Arme greifen. Den Raum könnten sie «zu einem Unkostenbeitrag» nutzen, wie Beck erklärt.

Die neue Nähe erfreut den Pfarrer. Die Präsenz im selben Haus gebe Gelegenheit zu spontanen Treffen und die Möglichkeit, einander besser kennen zu lernen. Der Moscheekommission gegenüber hegt er keine Bedenken. Die türkisch-sunnitische Gemeinschaft mietet seines Wissens seit rund 40 Jahren städtische Räume in der Nähe von St. Joseph, um ihren Glauben zu pflegen.

Antrag an die Synode erwartet

Der Auslöser für die kircheninterne Debatte rund um den muslimischen Religionsunterricht in den Räumen von St. Joseph war ein Artikel in der Basler Zeitung vom 23. Dezember 2015. Dieser habe zu Diskussionen innerhalb der RKK Basel-Stadt geführt, schreibt Urs Abächerli, Synodenpräsident von RKK Basel-Stadt an kath.ch. Abächerli berief deshalb am 26. Januar 2016 eine erweiterte ausserordentliche Fraktionspräsidentensitzung ein.

An der Sitzung sei der Themenkreis äusserst sachlich diskutiert und das weitere Vorgehen angesprochen worden, so Abächerli. Daraus hervorgehen wird ein Antrag an die Synode. Treffe dieser bis am 23. Februar im Synodenpräsidium ein, werde das Thema auf die Synode vom 15. März traktandiert, so der Synodenpräsident.

Auch der Basler Kirchenratspräsident Christian Griss nimmt an, dass die Synode einen Antrag über eine Einschränkung der Nutzung von kirchlichen Gebäuden an den Kirchenrat weiterleiten wird. «Dieser Frage werden wir uns natürlich stellen», sagt Griss. Im Fall von St. Joseph sei aber die RKK nicht direkt betroffen. Das Gebäude, in dem sich das Pfarreizentrum befindet und nun der muslimische Unterricht stattfindet, gehöre der Stiftung Jugendpatronat. «De Jure haben damit weder wir noch der Basler Bischof dazu etwas zu sagen», so Griss. (rp)

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