Theologieprofessoren pochen auf Freiheit der Forschung

Bonn, 3.2.16 (kath.ch) Katholische Professoren pochen auf die Freiheit der wissenschaftlichen Theologie. Eberhard Schockenhoff und Magnus Striet wenden sich gegen Äusserungen des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer, der eine stärkere Unterordnung der Theologie unter das Lehramt der Bischöfe gefordert hatte.

Schockenhoff, wie Striet Theologieprofessor an der Universität Freiburg i.Br., spricht in der aktuellen  «Zeit»-Beilage «Christ und Welt» der theologischen Wissenschaft ein eigenes Wärteramt zu; sie könne auch «Fehlentwicklungen dieses Glaubens» identifizieren und neue Wege zu einem zeitgemässen Glaubensverständnis aufzeigen. Der Dienst einer eigenständigen wissenschaftlichen Theologie, die «frei von fremder Einflussnahme arbeiten kann», sei «für die Kirche selbst von unersetzbarem Wert», schreibt Schockenhoff.

Theologie muss unbequem sein

Ein Blick in die Geschichte belege, wie wichtig eine unabhängige Theologie sei. So hätten sich Theologen und Philosophen, die im 19. Jahrhundert wegen ihrer kritischen Positionen verpönt gewesen seien, als Wegbereiter einer zukunftsfähigen Kirche erwiesen. Die wissenschaftliche Theologie müsse unbequem sein und sich auch dem Totschweigen ungelöster Probleme entgegenstellen können, so der Moraltheologe weiter.

Er beklagte zugleich, dass in der Kirche für Theologen immer noch ein Mangel an Rechtssicherheit herrsche. Es sei noch nicht lange her, seit Nachwuchswissenschaftlern der Zugang auf theologische Lehrstühle versperrt worden sei, weil sie sich kritisch mit den lehramtlichen Weisungen zur Sexualethik auseinandergesetzt hätten.

Bischof gegen Reformer

Voderholzer hatte im Januar in einem Vortrag vor Priesteramtskandidaten und in einem Beitrag für die Zeitung «Die Tagespost» erklärt, das bischöfliche Lehramt habe das Recht und die Pflicht, darüber zu wachen, ob «eine bestimmte theologische Lehre noch mit der Lehre der Schrift und der Tradition übereinstimmt». Die Theologie habe ihre Aufgabe «in der Reflexion des Glaubens auf der Basis des vom Lehramt vorgelegten Glaubensgehaltes». Der Bischof wandte sich damit gegen die Abschlusserklärung eines Internationalen Theologenkongresses in München vom Dezember, der Reformen in der Kirche gefordert hatte.

Wie Schockenhoff betonte auch der Fundamentaltheologe Striet, das Lehramt habe immer wieder geirrt und benötige deshalb ein kritisches Gegenüber. Er verwies etwa auf den «theologischen Antijudaismus» und auf die «Verurteilung der Freiheitsrechte durch die Päpste des 19. Jahrhunderts».

Wissenschaft braucht Freiheit

«Um arbeiten zu können, braucht die wissenschaftliche Theologie Freiheit», schreibt der Fundamentaltheologe weiter. Sonst sei sie auch als Wissenschaft nicht ernst zu nehmen. «Und woher bezieht eigentlich das bischöfliche Lehramt seine Erkenntnisse, wenn nicht aus dem Ringen der Theologie?»

Zugleich betonte Striet, er stimme ausdrücklich Bischof Voderholzers Aussage zu, die christliche Theologie habe «ihr Zentrum in dem Juden aus Nazareth», den der Glaube als den Sohn Gottes bekenne: «Andernfalls wird die Theologie zur Religionsphilosophie oder aber auch zur Religions- beziehungsweise Kulturwissenschaft.» (kna)

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