Buddhisten kritisieren Angebot von Miet-Mönchen bei Amazon

Tokio, 1.2.16 (kath.ch) Japanische Buddhisten fordern den Onlinehändler Amazon auf, seinen «Rent-a-Monk»-Service zu stoppen. Ein in Tokio ansässiges Unternehmen namens Minrevi bietet seit Dezember über das Portal Mönche zum Mieten an. Der Basisdienst des «Mr. Monk Delivery» kostet umgerechnet 300 Franken und umfasst den Mönch, seine An- und Abreise und eine Spende.

Gemietet werden kann der Mönch, um Beerdigungen oder andere Rituale zu Hause oder auf Friedhöfen zu vollziehen. «So etwas ist in keinem anderen Land der Welt erlaubt, wir sind enttäuscht von der Haltung Amazons gegenüber der Religion», kritisierte Akisato Saito, Direktor der Japanischen Buddhisten Vereinigung, in einer Mitteilung.

Viele japanische Konsumenten dagegen heissen den Service willkommen, denn buddhistische Zeremonien, die von Tempeln angeboten werden, gelten oft als trübsinnig und überteuert. Laut «South China Morning Post» kosten buddhistische Gedenkzeremonien bis zu 900 Franken, bei einer Beerdigung können es bis zu 9000 Franken sein.

Ein Sprecher von Minrevi verteidigt das Miet-Mönch-Angebot mit den Worten: «Viele Menschen haben keine Beziehung zu einem Tempel. Sie wissen nicht, wo und wie sie eine buddhistische Zeremonie arrangieren können.»

Mangelnder Bezug zu Tempeln

Die 75’000 Tempel in Japan verlieren seit Jahren an Zulauf. Zugleich sinkt die Nachfrage nach buddhistischen Zeremonien, die die Haupteinnahmequelle sind. Viele Tempel sehen sich inzwischen in ihrer Existenz bedroht. «Wir verstehen die Kritik an uns und nehmen sie ernst. Wir müssen uns fragen, ob und wie wir uns ändern können», zitiert die Zeitung einen Sprecher der Buddhisten-Vereinigung.

Amazon äusserte sich nicht weiter, sondern verwies lediglich darauf, Minrevi nur die Plattform zu bieten. Seit Anfang Dezember bewirbt die Firma ihren Service. Seitdem seien die Anfragen gestiegen, und rund hundert Mönche hätten sich als «Miet-Mönch» registrieren lassen wollen. Nach einem Bericht der japanischen Tageszeitung «Mainichi» sind «Miet-Mönche» seit fünf Jahren im Land unterwegs und werden von zehn Organisationen angeboten; Minrevi existiert seit Mai 2013 und verzeichnete im Jahr 2014 rund 8000 Anfragen. (kna)

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