Bessere Koordination in der Flüchtlingsarbeit gefordert

Genf, 20.1.16 (kath.ch) Eine hochrangige Konferenz, an der Regierungen, Uno-Organisationen und Kirchen teilnahmen, fordert angesichts der Flüchtlingsströme nachdrücklich Sofortmassnahmen für eine bessere Zusammenarbeit in Europa. Einberufen wurde die Konferenz vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Als Redner trat unter anderen der deutsche Innenminister Thomas de Maizière auf, wie der ÖRK am Mittwoch, 20. Januar, mitteilte.

Der Schwerpunkt der Konferenz, die vom 18. bis 19. Januar in Genf stattfand, lag auf verbindlichen Zusagen für ein besser koordiniertes Krisenmanagement sowie geeignete Mechanismen für sichere Migrationsbewegungen in Europa. Die Konferenz wurde finanziell unterstützt von Unicef, dem UNO-Bevölkerungsfonds UNFPA und dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge.

De Maizière: Auch Kirchen in der Verantwortung

Vertreter von Regierungen, UNO-Organisationen und Partnern aus der Zivilgesellschaft einschliesslich der Kirchen und der glaubensgestützten Organisationen legten während der Konferenz Fakten, Zahlen und Berichte aus eigener Erfahrung und Sichtweisen über die Flüchtlingskrise aus den Herkunfts-, Transit- und Aufnahmeländern vor.

In seiner Hauptrede verdeutlichte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière, dass die Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation nicht nur Sache der Politiker sei. «Die aussergewöhnlichen politischen, gesellschaftlichen und humanitären Herausforderungen zeigen eindeutig, dass die Regierungen, die Zivilgesellschaft, die Privatwirtschaft, aber auch die Kirchen eine gemeinsame Verantwortung tragen», sagte de Maizière laut Mitteilung.

«Die europäischen Länder und die dort lebenden Menschen müssen zu ihren humanitären Werten und Normen stehen, zu denen sie sich mit der Unterzeichnung internationaler Konventionen verpflichtet haben», mahnte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit. Das müsse sich besonders in einer Krise mit zahlreichen Flüchtlingen zeigen. «Der Glaube an Gott ist die Hoffnung, dass die aktuelle Wirklichkeit eine Wende zum Besseren nehmen kann. Es sind die Flüchtlinge selbst, denen wir ein Zeichen der Hoffnung geben müssen.»

Kinder schützen

Von der einen Million Menschen, die 2015 über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind, seien mehr als ein Viertel Kinder gewesen, sagte Marie-Pierre Poirier, Unicef-Koordinatorin für die Flüchtlingskrise in Europa. «Wir müssen die Kinder schützen, wenn sie in Europa ankommen und gemeinsam daran arbeiten, dass wir eine integrierende Gesellschaft werden.»

Alphonso Barragues, Menschenrechtsberater beim UNFPA, wies auf die Rolle des UNO-Bevölkerungsfonds hin, nämlich «besonders gefährdeten Frauen und jugendlichen Mädchen eine Stimme zu geben.» Glaubensgestützte Organisationen spielten eine einzigartige Rolle, um soziale Normen und diskriminierende Einstellungen zu hinterfragen. «Sie sind deshalb für uns natürliche Partner.»

Der Ökumenische Rat der Kirchen ist laut eigenen Angaben eine Gemeinschaft aus 345 Mitgliedskirchen, zu denen insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Christen gehören. Aus der Schweiz sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Christkatholische Kirche und die Evangelisch-Methodistische Kirche Mitglied, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz ist dem ÖRK angeschlossen. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK. Sie arbeitet aber in mehreren Bereichen mit dem ÖRK zusammen und ist auch Mitglied in zwei von seinen Kommissionen. Der Sitz des ÖRK ist in Genf. (sys)

Zum Thema: Politikerin kritisiert Bischofs-Worte zur Flüchtlingsdebatte

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/kirchen-und-uno-fordern-sofortmassnahmen-in-der-fluechtlingsarbeit/