Orthodoxe Kirchenführer bereiten bei Genf Konzil vor

Genf, 19.1.16 (kath.ch) Am Donnerstag, 21. Januar, kommen die orthodoxen Kirchenführer in der Schweiz zur Vorbereitung des im Juni geplanten panorthodoxen Konzils zusammen. Dieses wäre das erste derartige Ostkirchen-Treffen seit 1200 Jahren.

Wie das griechische Portal amen.gr am Dienstag, 19. Januar, unter Berufung auf das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel berichtete, sagten nach schwierigen Verhandlungen alle 14 Nationalkirchen ihre Teilnahme zu.

Elf werden demnach von ihren Oberhäuptern vertreten, darunter die russisch-orthodoxe Kirche durch Patriarch Kyrill I. Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Johannes X. Yazigi, der polnische Metropolit Sawa und der Athener Erzbischof Hieronymos Liapis nehmen nicht teil, senden den Angaben zufolge jedoch ranghohe Delegationen ihrer Kirchen in das Zentrum des Ökumenischen Patriarchats von Chambésy bei Genf.

Das vorbereitende Gipfeltreffen, die Synaxis, soll bis zum 28. Januar dauern. Noch vor wenigen Wochen hatten Spitzenvertreter der russisch-orthodoxen Kirche unter anderem wegen der politischen Spannungen mit der Türkei angezweifelt, dass es zu dem Gipfel kommt. Er wurde eigens von Istanbul in die Schweiz verlegt, weil Kyrill I. eine Reise nach Istanbul wegen der Warnung der russischen Regierung vor Reisen in die Türkei ablehnt.

Jahre der Vorbereitung

Das panorthodoxe Konzil soll an Pfingsten unter Vorsitz von Bartholomaios I. in Istanbul beginnen. Es soll die Einheit der Orthodoxie stärken und ihren künftigen Kurs festlegen. Damit verbunden wären auch Folgen für den Dialog mit Katholiken und Protestanten. Nach der orthodoxen Zählung wäre es das erste Konzil seit dem Jahr 787.

Das Konzil wird bereits seit mehr als 50 Jahren vorbereitet. Erst vor zwei Jahren gelang mit der Festlegung des Termins auf Juni 2016 der Durchbruch. Die Spitzen aller 14 selbstständigen orthodoxen Kirchen sollen bei der Versammlung in Chambésy endgültig grünes Licht für das Konzil geben.

Alte Rivalitäten

Seit Jahrzehnten rivalisieren Konstantinopel (Istanbul) und Moskau um die Führung der weltweit 250 Millionen Christen. Die erst Ende des 16. Jahrhundert zum Patriarchat aufgestiegene russisch-orthodoxe Kirche verweist unter anderem darauf, dass sie mehr als die Hälfte der Gläubigen stellt, rund 150 Millionen.

Zudem gab es Streit um die Abspaltung der orthodoxen Kirche in Estland nach der staatlichen Unabhängigkeit 1991 und zuletzt um die Wahl des Oberhaupts der orthodoxen Kirche von Tschechien und der Slowakei. Erst vor wenigen Tagen erkannte das Ökumenische Patriarchat auf Drängen der russisch-orthodoxen Kirche Metropolit Rastislav als Kopf der erst seit 1951 selbstständigen Kirche von Tschechien und der Slowakei an. (kna)

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