Kardinal Koch zur Synode: «Froh, dass keine Türen zugegangen sind»

Zürich, 25.10.15 (kath.ch) Kardinal Kurt Koch erläutert, weshalb das Abschlussdokument zur Bischofssynode den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen offener formuliert, als es die deutschsprachige Gruppe vorgeschlagen hatte. Im Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRF zeigt er sich dennoch grundsätzlich positiv über den Ausgang der Synode.

Der Schweizer Kardinal Kurt Koch war Mitglied des deutschsprachigen Zirkels, der an der Synode mit einem fortschrittlichen Thesenpapier von sich reden machte. Darin forderten die deutschsprachigen Synodalen «dass sie die Lehre der Kirche beibehalten, aber dass sie in der Seelsorge neue Wege gehen wollen», sagt Koch im Interview mit SRF (25. Oktober). Dass diese Formulierung im Abschlussdokument der Synode dann jedoch in eine allgemeinere Formulierung umgewandelt werden musste, ist für Koch kein Grund zur Enttäuschung: «Ich bin froh, dass der Text so formuliert wurde, dass keine Türen zugegangen sind.» Der Synode sei es schliesslich um einen Konsens gegangen und das letzte Wort habe ohnehin der Papst.

Offene Formulierung zur Kommunion für Wiederverheiratete

In Bezug auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen nennt Koch als entscheidendes Resultat der Synode eine Differenzierung: «Die Situationen der wiederverheirateten Geschiedenen sind sehr verschieden», und diesen unterschiedlichen Situationen soll «in der seelsorgerlichen Begleitung Rechnung getragen werden». Der Text sage damit nicht, dass Kommunion für diese Gläubige möglich sein soll. «Es ist aber auch nicht ausgeschlossen», so Koch im Interview.

Die Situation wiederverheirateter Geschiedener müsse je verschieden geprüft werden. Im Abschlussdokument werde dabei dem Priester, beispielsweise dem Beichtvater, eine wichtige Aufgabe zugeschrieben. Vom Bischof her kämen dann Richtlinien, in welche Richtung es mit dem Betroffenen weitergehen könne.

Homosexualität nur am Rand Thema

Auf die Frage, weshalb das in Mitteleuropa brennende Thema des Umgangs mit Homosexualität nur am Rand besprochen wurde, entgegnet Koch schlicht: «Weil das Thema der Synode die Familie ist». Entsprechend sei im Dokument erwähnt, dass man Menschen, die homosexuell veranlagt seien, in den Familien begleiten soll. Ferner halte das Dokument fest, dass homosexuelle Partnerschaften nicht als Ehe betrachtet werden dürften. Laut Koch müsse die Frage nach dem Umgang mit Homosexuellen aber weiter vertieft werden.

Koch zeigt Verständnis dafür, dass reformorientierte Katholiken in der Schweiz nun enttäuscht sein könnten. Doch solle man auch im Blick behalten, was sich positiv bewegt habe. «Zudem sollte man zur Kenntnis nehmen, dass in anderen Ortskirchen ganz andere Fragen im Vordergrund stehen: Armut, Arbeitslosigkeit, Migration, Flüchtlinge. Dies sind zentrale Herausforderungen an die Familie, die ebenso sehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit gehören wie diejenigen Postulate, die von der Schweiz gekommen sind.» (sys)

Link zum Interview

Deutschsprachige Bischöfe: Papst soll katholische Ehe-Lehre reformieren

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