Coming-out: Vatikan-Prälat fordert Anerkennung homosexueller Liebe

Rom, 3.10.15 (kath.ch) Ein Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation hat sich unmittelbar vor Beginn der Familiensynode als praktizierender Homosexueller geoutet. In einem Zeitungsinterview forderte der polnische Monsignore zugleich eine grundlegende Öffnung der katholischen Kirche für gleichgeschlechtliche Paare.

«Ein lesbisches oder schwules Paar muss zu seiner Kirche sagen können: Wir lieben uns nach unserer Natur und mit diesem Gut unserer Liebe wollen wir uns auch für andere einbringen», forderte Krzysztof Olaf Charamsa in der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera» (Samstag, 3. Oktober). Es sei keine Privatangelegenheit und es gehe nicht nur um sexuelle Befriedigung, sondern um eine öffentliche Tatsache.

Konsequenz nach intensiver Auseinandersetzung

Er habe diese Entscheidung jedoch nicht getroffen, weil er mit seinem Lebensgefährten zusammen leben möchte. Sie sei in einer intensiven Auseinandersetzung mit der kirchlichen Lehre entstanden. Ihm sei klar, dass er sein Priesteramt und wohl auch seine Lehrbefugnis nun verlieren werde, erklärte der 43-jährige Charamsa, der seit 2003 in der Glaubenskongregation arbeitet und zudem Beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission des Vatikan ist. Er ist ausserdem Dozent an den Päpstlichen Hochschulen der Jesuiten (Gregoriana) und der Hochschule der Legionäre Christi (Regina Apostolorum).

Die Entscheidung, sich vor Eröffnung der Bischofssynode in derart aufsehenerregender Weise zu äussern, erscheine «sehr schwerwiegend und unverantwortlich», erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Damit wolle Charamsa die Synode unter medialen Druck setzen.

Eine homosexuelle Veranlagung an sich ist nach kirchlicher Lehre keine Sünde, wohl aber praktizierte Homosexualität. Römisch-katholische Priester dürfen weder hetero- noch homosexuelle Intimbeziehungen haben. Die am Sonntag beginnende Weltbischofssynode über Ehe und Familie will auch über den Umgang mit Homosexuellen innerhalb von Familien beraten.

Papst empfing in den USA auch homosexuelles Paar

Unterdessen sorgt die Umarmung eines laut Medienberichten homosexuellen Paares durch Papst Franziskus während seiner USA-Reise weiter für Schlagzeilen. Der Papst hatte in der vatikanischen Botschaft in Washington einen ehemaligen Schüler und dessen Lebensgefährten herzlich begrüsst. Der Vatikan trat am Freitag Spekulationen entgegen, der Papst habe damit ein kirchenpolitisches Signal senden wollen. Franziskus habe viele «seelsorgerisch motivierte persönliche Kontakte», die er mit Freundlichkeit, Offenheit und Dialog pflege, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit.

Für grosse Aufmerksamkeit hatte umgekehrt auch eine Begegnung des Papstes mit einer Gegnerin der Homo-Ehe in den USA gesorgt. (cic/ms)

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