Wahlen 15 – Marianne Streiff beantwortet Gretchenfragen zu Religion

Bern, 27.9.15 (kath.ch) Wie halten Sie es mit der Religion? Diese Frage stellt kath.ch Politikerinnen und Politikern vor den Wahlen 2015. Es handelt sich frei nach Goethe um die «Gretchenfragen»: Religiöse Symbole, Religion im Unterricht, Anerkennung des Islams, Religion und Politik in Bundesbern. Marianne Streiff ist Präsidentin der Evangelischen Volkspartei EVP.

Charles Martig

Welche Bedeutung dürfen religiöse Symbole in der Öffentlichkeit haben?

Marianne Streiff: Religiöse Symbole sollen ihren Platz im öffentlichen Raum haben. Das gilt grundsätzlich für alle Religionsgemeinschaften im Sinne der Religions- und Meinungsäusserungsfreiheit. Sie dürfen aber keine diskriminierenden und hetzerischen Inhalt haben oder auch nicht zu Gewalt gegenüber anderen Religionsangehörigen aufrufen.

Soll christliche Religion in der Schule unterrichtet werden?

Streiff: Ja. Religionsunterricht gemäss dem Prinzip «Teaching about Religion» gehört in die obligatorische Schule. Dabei ist auf der christlichen Religion, welche unsere heimische Kultur geprägt hat, aufzubauen und alle anderen Religionen anschliessend in Bezug dazu zu setzen. «Teaching in Religion» (Praktizieren der Religion) ist hingegen Aufgabe der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Wie weit sollen sich Kirchen in der aktuellen Flüchtlingsfrage engagieren?

Streiff: Die Kirchen haben zunächst ihre Funktion als Institutionen, die für Menschen da sein sollen, zu erfüllen. Verfolgten und Vertriebenen müssen die Türen der Kirchen geöffnet werden, sei es für materielle Hilfeleistungen, Lebensberatung, Verpflegung, Begleitung oder gar für Obdach. Darüber hinaus sollen die Kirchen ihre Mitglieder zu persönlichem Engagement für Flüchtlinge motivieren und anleiten. Gegen rassistische Tendenzen und Aussagen müssen die Kirchen klar Stellung beziehen. Und schliesslich können die Kirchen den politischen Behörden Unterkunfts- und Unterstützungsangebote anbieten, um diese so bei der Suche nach der Unterbringung von Flüchtlingen zu unterstützen.

Wie stellen Sie sich zur staatlichen Anerkennung des Islams in der Schweiz?

Streiff: Die EVP sieht keinen Anlass zur staatlichen Anerkennung des Islams, der im Gegensatz zu den anerkannten Religionsgemeinschaften auf keine lange verwurzelte Tradition in der Schweiz zurückblickt und über keine schweizweite Organisationsstruktur verfügt. Zudem gibt es den Islam als solchen gar nicht, da er wiederum in verschiedene, sich gar bekämpfende Glaubensrichtungen (z.B. Sunniten, Schiiten) aufgesplittert ist.

Erleben Sie die Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bundeshaus als Lobbyisten?

Streiff: Nein.

Welchem Kirchen- oder  Religionsvertreter würden Sie von sich aus eine Zutrittserlaubnis für das Bundeshaus erteilen?

Streiff: Wenn schon, dann einem Seelsorger, aber sicher keinem religionspolitischen Lobbyisten.

Was wünschen Sie sich als Politikerin von der katholischen Kirche?

Streiff: Die katholische Kirche ist wohl so vielfältig wie die reformierte. Wäre es die des Papstes, der Schweizer Bischofskonferenz, von Vitus Huonder, oder jene  von Hans Küng? Ich schätze unzählige katholische Bekannte, Freunde, Organisationen und Institutionen. Von ihnen allen wünsche ich eine Auseinandersetzung mit dem Evangelium und seine Umsetzung in die heutige Zeit.

Welche Rolle spielen Kirche und Religion in Ihrem Leben?

Streiff: Für mich ist der Glaube meine Lebensgrundlage und die Kirche der Ort, wo ich herausgefordert aber auch getragen werde.

Kurzporträt Marianne Streiff

Partei: Evangelische Volkspartei EVP

Wohnort: Urtenen Schönbühl BE

Beruf: Politikerin, Lehrerin

Zivilstand: verheiratet

Konfession: reformiert, aktives Mitglied der evangelisch reformierten Landeskirche

Webseite: www.marianne-streiff.ch

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