Aarau: Grosser Aufstand gegen Fremdenfeindlichkeit

Aarau, 23.9.15 (kath.ch) Am Dienstag, 22. September, haben 3’500 Personen an der Demonstration für mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen teilgenommen, wie die Organisatoren am Mittwoch, 23. September, mitteilten. Unter dem Titel «Aufstand für Anstand» hatten 62 Organisationen, darunter die drei Landeskirchen, zu diesem Anlass aufgerufen.

Es sei die grösste Demo seit 20 Jahren gewesen, teilte die Organisatorin «Integration Aargau» am Mittwoch, 23. September mit. An der Demonstration sei es um die humanitäre und christliche Tradition in der Schweiz gegangen. «Es war ein Aufstand für Anstand gegenüber Flüchtenden und Schutzlosen, es ging um den menschenwürdigen Umgang mit Verfolgten.»

Auch die drei Landeskirchen trugen Transparente mit, auf denen Bibelzitate standen: «Ich war hungrig, ihr gabt mir zu essen; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.» Ein anderes vermerkte: «Was ihr für eines dieser meiner geringsten Geschwister getan habt, habt ihr für mich getan.» Seitens der römisch-katholischen Landeskirche waren rund vierzig Personen anwesend, welche in einer neuen offiziellen Landeskirchentasche frische Äpfel verteilten, wie die römisch-katholische Kirche im Kanton Aargau mitteilte.

Flammende Rede von Kirchenratspräsident Weber

Nebst den Landeskirchen nahmen auch Integrationsgruppen und Vereine, politische Parteien und Kulturschaffende, Gewerkschaften, Frauenorganisationen und interreligiöse Vereinigungen, Jungwacht Blauring sowie Kirchgemeinden und Ausländerorganisationen an der Veranstaltung teil, so die Organisatoren.

Der reformierte Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg nahm in seiner Rede Bezug auf fremdenfeindliche Internetkommentare. An der Demonstration hingegen solle es um «Respekt, Anstand und Menschlichkeit gegenüber Menschen gehen», die in Not und auf der Flucht seien. «Ich spreche vom Evangelium, von der christlichen Botschaft, dass jeder Mensch vor Gott gleich ist. Es befreit uns dazu, uns für Menschen als Menschen zu öffnen, egal aus welcher Kultur oder Religion sie kommen», so Weber.

Lelia Hunziker, Geschäftsführerin Anlaufstelle Integration Aargau, erinnerte in ihrer Rede in Anlehnung an Max Frisch daran, dass Menschen kommen: «Es kommen Väter und Mütter. Es kommen Schwestern und Brüder. Es kommen Neffen und Nichten». Sie ermunterte die Anwesenden, diese Menschen im Aargau zu begrüssen, mit ihnen zu reden und sich Zeit zu nehmen, ihnen zu begegnen.

Anständig sein

Auch Patrizia Bertschi vom Netzwerk Asyl ermunterte in ihrer Rede zu mehr Begegnungen und rief dazu auf, das Wissen und die Erfahrung der Flüchtlinge zu nutzen, zumal dies oft das Einzige sei, was diese hätten mitnehmen können.

Der Schriftsteller Guy Krneta schliesslich erinnerte in einer langen, im Dialekt verfassten Aufzählung daran, was «Aaschtändig» sei: Anständig sei etwa eine Flüchtlingspolitik, die für jene da sei, die unsere Hilfe heute brauchten; anständig sei es, Menschenrechte nicht mit der Armee, sondern mit offenen Türen zu verteidigen. (sys)

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