Blauring-Präsidentin: «Spricht man von sinnvoller Freizeitgestaltung, soll man von Jubla reden»

Luzern, 7.8.15 (kath.ch) Die katholische Kinder- und Jugendorganisation Jungwacht-Blauring will sich fit machen für die Zukunft und hat dafür in einem mehrjährigen Prozess namens «jubla .bewegt» eine Vision und Strategien entwickelt. Wie diese aussehen und was dahinter steckt, erläutert Michaela Klaus im Gespräch mit kath.ch. Klaus ist Co-Präsidentin der Jubla Schweiz und war im Steuerungsausschuss von «jubla.bewegt» aktiv.

Regula Pfeifer

Mit «jubla.bewegt» hat ihre Organisation ein mehrjähriges Riesenprojekt für eine Zukunftsvision abgeschlossen, das 1,3 Millionen Franken kostete und unzählige ehrenamtliche Stunden erforderte. Das klingt nach Reaktion auf eine Krise, stimmt der Eindruck?

Michaela Klaus: Ganz am Anfang unseres Projekts stand eine Studie. Diese stellte fest: Die Kinder und Jugendlichen, die Mitglied der Jubla sind, und ihre Eltern zeigen eine hohe Zufriedenheit mit der Jubla. Doch wie bei allen Jugendverbänden nehmen unsere Mitgliederzahlen ab. Deshalb wollten wir uns fit machen für die Zukunft. Wir wollen Bewährtes bewahren und gleichzeitig Neues ausprobieren. Deshalb entwickelten wir eine Vision und vier Strategien, die uns die Richtung für die nächsten Jahre angeben.

Laut der Vision positioniert sich Ihre Organisation neu als Marke. Weshalb?

Klaus: Die Vision ist wie ein Leuchtturm, da will man hin. Wir wollen die «stärkste und anerkannteste Marke für hochwertige und sinnvolle Freizeitgestaltung» werden. Dennoch bleiben unsere fünf Grundsätze «zusammen sein», «mitbestimmen», «Glauben leben», «kreativ sein» und «Natur erleben» zentral.

Wie gewährleisten Sie das? Oder sind Sie es schon?

Klaus: Das hoffen wir insgeheim (lacht). Die Idee ist: Spricht man von sinnvoller Freizeitgestaltung, soll man von Jubla reden.

Sie wollen die Identifikation der Mitglieder mit ihrer Organisation stärken. Hatten Sie diesbezüglich Probleme?

Klaus: Die Identitätsfrage ist bei uns immer wieder ein Thema. Wir sind nicht erkennbar gekleidet wie etwa die Pfadfinder. Wir haben viel Individualität, persönliche, aber auch von Schar zu Schar. Im Rahmen des Projekts «jubla.bewegt» haben wir die Fachgruppe Identität ins Leben gerufen. Sie beschäftigt sich mit der Frage, was unsere gemeinsame Identität ausmacht, während jede Schar gleichzeitig ihre eigene Identität behalten darf.

Sie versprechen in einem weiteren Strategiepunkt, hochwertige Arbeit zu leisten und offen auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Gibt es da Nachholbedarf?

Klaus: Es ist wichtig, dass wir uns dessen immer wieder bewusst werden. Bei den Scharen, die wir einbezogen, sahen wir: Gewisse Sachen laufen super, andere müssen wir anschauen. Offen auf Veränderungen zu reagieren, ist besonders wichtig. Bei den heute verbreiteten Patchwork-Familien beispielsweise kann das Kind oft nicht jede Woche in die Gruppe kommen. Das gilt es anzuschauen. Auch das verstärkt virtuelle Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen sollten wir vermehrt berücksichtigen. Und der durch die Migration hervorgerufene kulturelle und religiöse Wandel führt uns zur Frage: Was ist unsere Rolle in dieser Entwicklung?

Die neue Vision und die damit verbundenen Strategien sind allgemein gehalten. Wie sieht deren Umsetzung konkret aus?

Klaus: Bei uns wirken viele ehrenamtlich mit, die sonst erwerbstätig sind. Deshalb braucht alles viel Zeit. Aus diesem Grund setzen wir uns Mehrjahresziele, mit denen wir uns alle beschäftigen, von der nationalen Leitung zu den Kantonsleitungen bis hinunter zu den Scharen. Für die nächsten vier Jahre haben wir uns an der Bundesversammlung folgende Mehrjahresziele gesetzt: Die Leitenden gehen kompetent um mit ihrem Netzwerk; das Leitbild und die Grundsätze werden überprüft und nach aussen kommuniziert; ebenso unser vielfältiges Angebot. – Die Mehrjahresziele sollen aber nicht alles beherrschen. Die Scharen können sich selbstverständlich auch mit anderen aktuellen Fragen beschäftigen.

Ändert sich mit der Neuausrichtung auch Ihr Verhältnis zur katholischen Kirche?

Klaus: Wir sind Teil der katholischen Kirche, einer unserer Grundsätze heisst «Glauben leben». Wie erwähnt überprüfen wir unsere Grundsätze im Rahmen unserer Mehrjahresziele und passen sie, falls nötig, an. An unseren «jubla.bewegt»- Zukunftskonferenzen wurde klar, dass eine klarere Positionierung der Jubla in der Kirche erwünscht ist.

Das Projekt «jubla.bewegt» wurde von knapp einem Dutzend vor allem katholischen Institutionen und Organisationen finanziell unterstützt. Hauptsponsor war die Stiftung Mercator Schweiz. Beeinflussten die Geldgeber die Suche nach einer Vision?

Klaus: Nein. Die Suche nach einer Vision geschah nur jubla-intern. Wir informierten die Geldgeber bei der Projekteingabe und hielten sie auch später auf dem Laufenden. Denn die Visionsfindung geschah von unten nach oben. Wir wussten also nicht genau, wie es herauskommen würde. (rp)

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