Jugendhilfe weltweit: Salesianer Don Boscos feiern ihren Gründer

Beromünster LU, 31.7.15 (kath.ch) Strassenkinder sollen nicht ewig im Schatten von Fussballstadien Ball spielen. Auch ihnen soll der soziale Aufstieg gelingen. Das ist eines der erklärten Ziele der «Bosco Arena», sagt Pater Toni Rogger. Der Schweizer Salesianer ist Geschäftsführer der «Don Bosco Jugendhilfe Weltweit». Der Gründer des Ordens, Giovanni Bosco, wurde vor 200 Jahren geboren. Am 16. August gedenken die Schweizer Salesianer des Jubiläums in Beromünster.

Georges Scherrer

Im Herbst 2013 befand sich der Schweizer Priester Toni Rogger in São Paulo. Dort betreiben die Salesianer Don Boscos im Vorstadtquartier Itaquera ein grosses Jugendzentrum für Freizeit, Kultur und Berufsausbildung. «Ich beobachtete, wie Jugendliche gegenüber dem neuen Weltmeisterstadion Fussball spielten. Das gab mir die Idee zu zeigen, dass es nicht nur den Weltfussball gibt, sondern auch jenen der Strassenkinder.» So entstand die Kampagne «Bosco Arena».

Im Weltmeisterschaftsjahr 2014 stand die «Bosco Arena» unter dem Motto «Fussball für Bildung». Es galt, die Jugend mittels Fussball für den Schulunterricht zu motivieren. «Die Idee ist nicht neu. Wir haben dem aber einen Namen gegeben», sagt der Salesianer. «Bosco Arena» soll Jugendliche ansprechen, die mit religiösen Angeboten nicht abgeholt werden können.

Die Bosco Arena ist eine Aktion der «Jugendhilfe Weltweit» der Salesianer. Sie steht für die Idee, dass man gemeinsam nach dem Vorbild Don Boscos etwas Gutes erreichen kann. Die Arena will in der Schweiz Leute dazu anregen, Aktionen zugunsten der Menschen in der Dritten Welt zu lancieren und sich auf diese Weise «mit Jugendlichen zu solidarisieren, die nichts haben «, sagt Pater Toni Rogger.

In der Schweiz gehe es darum, die Prioritäten in anderen Ländern zu erkennen und zu überlegen, wie die Not gelindert werden könne. Die Bosco Arena richtet sich vor allem an die Schweizer Jugend. Dies auch darum, weil die Zahl der Schweizer Spender wegen Überalterung zurückgeht.

Das grosse Krokodil

Als Wegweiser für die «Arena-Aktionen» gilt der italienische Priester Don Giovanni Bosco, der vor 200 Jahren geboren wurde. Er war tief betroffen vom Los arbeitsloser und verelendeter Jugendlicher in Turin und gründete eine Ordensgemeinschaft, die er nach seinem Vorbild Franz von Sales «Salesianer» nannte. Unbesehen von ihrer Religion, Herkunft und Geschlecht fördern die Salesianer junge Menschen. Dieser Aufgabe kommen heute die Salesianer auf der ganzen Welt nach. «Wir Salesianer Don Boscos arbeiten oft an sozialen Brennpunkten und fördern Jugendlichen soweit, dass sie ihr Leben selber gestalten können», erklärt Pater Toni Rogger.

Als Beispiel nennt er die Favela «Jacarezinho» in Rio de Janeiro. Jacarezinho heisst: kleines Krokodil. «Es ist aber ein grosses Krokodil», so der Schweizer Salesianer. Auf einem Quadratkilometer Fläche leben 100’000 Menschen. Die Hälfte davon ist jünger als 18 Jahre. In dieser als äusserst gefährlich geltenden Gegend gab es, bevor die Salesianer 2011 ihr Ausbildungszentrum öffneten, keine Schule.

«Die Schweizer haben keine Vorstellung davon, in welchen desaströsen Umständen Menschen in gewissen Teilen der Welt leben», sagt der weitgereiste Ordensmann. Er erzählt von zerrütteten Familien; der Vater ist weg, die Mutter mit ihren Kindern auf sich allein gestellt. Don Bosco würde sich heute als «moderner Sozialarbeiter» der Jugend annehmen und sie durch «seine Liebenswürdigkeit, seinen Optimismus zu gewinnen suchen, um ihre Perspektiven zu verbessern.» Davon ist der Salesianer Toni Rogger überzeugt. In den Schulen sollen die Heranwachsenden Geborgenheit finden und geschützt werden vor dem Elend und der Kriminalität auf der Strasse.

Die Schweiz – ein schwieriges Pflaster

Die Salesianer kamen bereits ein Jahr nach dem Tod ihres Gründers in die Schweiz, «verstanden es aber nicht, ein salesianisches Wir-Gefühl zu entwickeln». Pater Toni Rogger nennt dafür zwei Gründe zurück. Die Salesianer, die zuerst ins Land kamen, waren Italiener, die zu wenig sensibel für die Schweizer Mentalität waren und mit ihrer «Italianità» in der Deutschschweiz keinen Anklang fanden. Dann sind in der Schweiz die sozialen Angebote des Staates derart ausgebaut, dass die Präsenz der Salesianer nicht so wichtig ist wie in anderen Ländern. Mit Schulen und sozialen Einrichtungen ermöglichten die Salesianer aber doch über Jahrzehnte hinweg die Ausbildung von jungen Schweizern.

Heute hilft Don Bosco Beromünster vor allem finanziell dem weltweiten Werk. Die Don-Bosco-Familie ist in Zahlen ausgesprochen weltweit beeindruckend: Sie zählt 15’000 Patres und Brüder. Der nach den Jesuiten zweitgrösste Orden beschäftigt weltweit 300’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 132 Ländern.

Einheit mit Laienorganisationen

Papst Franziskus hat die Salesianer zu ihrem Jubiläum aufgefordert, eine Bildungsallianz zwischen religiösen und Laienorganisationen zu schaffen. Den Salesianern ist dies seit jeher ein wichtiges Anliegen, sagt Pater Rogger. Bereits der Gründer habe erkannt, dass der Orden die auf ihn zukommenden Aufgaben allein nicht bewältigen kann und darum verschiedene Organisationen aufgebaut. Heute bestehen 22 derartige Organisationen, zum Beispiel der «Verein der Ehemaligen» und die «Don Bosco Schwestern».

Die Mitarbeiter von Don Bosco sind in einer eigenen Organisation vereinigt. Die «Don Bosco Familie» vereinigt auf diese Weise noch einmal 300’000 Mitglieder. (gs)

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