1,4 Millionen Franken trotz SVP-Nein für Freiburger Islamzentrum

Freiburg i.Ü., 29.6.15 (kath.ch) Das Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg wird von der Stiftung Mercator Schweiz über die kommenden sechs Jahre mit 1,43 Millionen Franken gefördert. Der muslimische Theologe Serdar Kurnaz wird Co-Leiter des Zentrums, teilte die Hochschule am Montag, 29. Juni, mit.

Die Stiftung setze sich für eine weltoffene Gesellschaft ein, heisst es in der Mitteilung. Geschäftsführerin Nadine Felix begründet den Entscheid wie folgt: «Unsere Stiftung unterstützt die Wissenschaft darin, im interdisziplinären Austausch Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen zu erarbeiten. Dazu zählt auch, den Islam im Schweizer Kontext wissenschaftlich zu reflektieren.» Die Stiftung gehe davon aus, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam nicht zuletzt zu einer besseren Integration der Muslime in der Schweiz führe.

Die Partnerschaft mit der Stiftung Mercator Schweiz sei ein wichtiger Schritt zur Realisierung des Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft, sagt die Rektorin der Universität, Astrid Epiney, gemäss Mitteilung. Das Engagement der Stiftung Mercator Schweiz zeige, dass die fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Islam und Gesellschaft in der Schweiz «ein klares Bedürfnis ist und entsprechende Unterstützung» verdient. «Wir freuen uns über das Vertrauen und sind überzeugt, noch weitere Partner zu finden, um das Zentrum möglichst breit abstützen zu können», zitiert das Communiqué die Rektorin.

Konkret soll mit den Geldern der Stiftung das Doktoratsprogramm des Zentrums finanziert werden. Das Programm beginnt 2016 und umfasst sechs Dissertationen, die sich mit zentralen Fragen islamisch-theologischer Studien im Kontext der Schweiz befassen. Das Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft hat im Januar 2015 seine Arbeit aufgenommen und befindet sich in der Aufbauphase. Die offizielle Einweihung des Zentrums ist für das erste Halbjahr 2016 vorgesehen.

Neuer Co-Leiter

Ab September 2015 wird Serdar Kurnaz an der Seite von Hansjörg Schmid die Leitung des Zentrums und des Doktoratsprogramms aufnehmen. Kurnaz ist Experte für islamische Theologie. Der türkische Staatsbürger ist in Deutschland aufgewachsen und hat an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main Islamische Studien studiert. 2015 hat er als erster Absolvent des Graduiertenkollegs «Islamische Theologie» promoviert. Kurnaz befasst sich gemäss Communiqué insbesondere mit Fragen zu Islam und Recht. Er wird in diesem Herbstsemester die Vorlesung «Grundthemen islamisch-theologischer Studien» anbieten.

SVP sammelt Unterschriften

Die SVP Freiburg sammelt zurzeit Unterschriften für ihre Initiative gegen das Zentrum für Islam und Gesellschaft. An vorderster Front im Kampf engagiert ist SVP-Grossrat Emanuel Waeber, ehemaliger Präsident der CVP Freiburg. Gegenüber den Freiburger Nachrichten erkläre er im Mai: Bei den aktuellen Sparmassnahmen des Kantons gebe es kein Geld für ein solches Zentrum. «Die christliche Theologie kann an der Universität gelehrt werden, andere religiöse Ausbildungen hingegen soll es nicht geben», so Waeber. Der Präsident der SVP Freiburg, erklärte: «Wenn schon, müsste es ein Zentrum für alle Glaubensrichtungen geben, nicht nur für den Islam».  Die Partei hat gemäss der Zeitung bis am 23. Juli Zeit, 6000 Unterschriften zu sammeln. Die SVP wird in der Vorlage von keiner anderen Kantonalpartei unterstützt.

Vor einer Einmischung von Parteien in den Lehrbetrieb der Universität Freiburg, warnte kürzlich Rektorin Astrid Epiney. Es sei nicht sachdienlich, wenn eine Partei der Hochschule vorschreiben wolle, was sie forschen soll, und dadurch die Autonomie der Universität gefährde, so die Rechtsprofessorin gegenüber den «Freiburger Nachrichten» (23. Juni). (gs)

 

 

 

 

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