Umweltenzyklika und Oeku: Taten statt Worte in der Kirche

Bern, 19.6.15 (kath.ch) Die päpstliche Umweltenzyklika habe ihn erfreut und beeindruckt. Nun aber gehe es um die Umsetzung, fordert Kurt Aufdereggen, Umweltbeauftragter des Vereins Oeku. Der ökumenische Verein hilft den Kirchgemeinden und Pfarreien seit Jahren, ihre Energie- und Umweltbilanz zu verbessern. Er wird von 600 Kirchgemeinden getragen.

Regula Pfeifer

An der Umweltenzyklika am meisten beeindruckt hat Kurt Aufdereggen die Klarheit, mit der die Menschheit aufgefordert wird, sich zu organisieren. «Doch für uns ist entscheidend: Was machen die Kirchgemeinden und Pfarreien damit», so der Oeku-Umweltbeauftragte. Jetzt gehe es darum, die «schönen Worte» möglichst praktisch umzusetzen. Genau das tue der Verein Oeku seit seiner Gründung 1986. «Wir begleiten die Kirchgemeinden bei der Umsetzung ökologischer Ideen in die Tat», sagt Aufdereggen.

Heizöl sparen lohnt sich besonders

Der Energieverbrauch interessiert die Kirchgemeinden und Pfarreien am meisten, weiss Aufdereggen. Praktisch jede Kirchgemeinde verfüge über einen sogenannten Gebäudepark aus Kirche, Pfarrhaus und Kirchgemeindehaus, die geheizt und beleuchtet werden müssen, so Aufdereggen. Vor allem bei der Kirche sei Energiesparen ein Thema. Denn sie wird nicht ständig und tendenziell weniger genutzt als früher. «Dennoch sollte sie angenehm warm sein, findet ein Gottesdienst oder ein anderer Anlass darin statt», weiss Aufdereggen. Hier gehe es um die Einschränkung des fossilen Energieverbrauchs, ein Anliegen auch der Umweltenzyklika, meint der Umweltfachmann. Im Heizbereich lohne sich das besonders.

Kirchen sind schwierig zu isolieren. Im Innern seien bauliche Massnahmen nur mit grossem Aufwand zu realisieren, so Aufdereggen. Eine Aussenverpackung komme hingegen wegen denkmalschützerischer Auflagen oft nicht in Betracht. Die besten Erfahrungen hat Oeku mit programmierbaren Heizungssteuerungen gemacht. Dadurch lässt sich die Kirche übers Wochenende auf 15°C aufwärmen und danach wieder auf 10°C reduzieren. Das spare mit wenig Aufwand viel Energie, weiss der Oeku-Mitarbeiter.

Umzug im Winter

Im Winter frisst die Beheizung der Kirche besonders viel Heizöl. Deshalb ermuntert Oeku die Pfarreien und Kirchgemeinden, sich zu überlegen, ob der gewöhnliche Gottesdienst in dieser Zeit auch in einen anderen, kleineren Raum verlegt werden kann. Die christkatholische Kirche Peter und Paul feiert die Messe im Winter jeweils in der Krypta. Auch die reformierte Stadtkirche Glarus hat sich für eine sogenannte Winterkirche entschieden. Sie verlegt dann die Gottesdienste ins Pfarreizentrum.

Hell mit wenig Strom

Auch Stromsparen ist möglich. Als das Kloster Einsiedeln in der Klosterkirche die LED-Beleuchtung einführte, konnte es seinen Strombedarf um rund 50 Prozent herunterschrauben. Dabei wurde sogar die Lichtwirkung verbessert, so dass Gottesdienstbesucher besser in den Gesangsbüchern lesen können. Andere kirchliche Institutionen setzen auf Eigenproduktion. Die Pfarrei Bruder Klaus in Biel hat vor kurzem eine Solaranlage in Betrieb genommen, und steht damit nicht alleine da.

Auch die Biodiversität ist teilweise Thema in Pfarreien und Kirchgemeinden. So haben sich unlängst in der katholischen Pfarrei St. Josef in Köniz (BE) interessierte Pfarreimitglieder zu einem Rundgang um die Kirchengebäude zusammen gefunden. Sie untersuchten, was für einheimische Pflanzen sich da befinden und überlegten, was sie für eine verbesserte Biodiversität unternehmen könnten. Das ökumenische Zentrum Ittigen (BE) wiederum nahm im letzten Sommer ein von Kindern und Jugendlichen gebasteltes Insektenhotel feierlich in Betrieb.

Der «Grüne Güggel» am Scharren

Aktuell sind Bemühungen um ein neues Umweltlabel in Gang, das Oeku im Herbst erstmals vergeben wird, den sogenannten «Grünen Güggel». Er steht für ein umfassendes Umweltmanagement. Mehrere Kirchgemeinden bereiten sich darauf vor. Voraussichtlich werden fünf katholische Thurgauer Kirchgemeinden das Rennen machen, vermutet Aufdereggen.

Neben der praktischen Unterstützung ist Oeku auch in der Informationsvermittlung aktiv. Er organisiert Kurse, vermittelt Adressen und vernetzt Interessierte. Gut nachgefragt sind die Materialien zur Schöpfungszeit, die der Verein seit 1993 jährlich anbietet. In diesem Jahr thematisiert die Schöpfungszeit die Berge.

Ökologie sei weiterhin ein wichtiges Thema, das freue ihn, sagt Aufdereggen. Er hofft, das päpstliche Schreiben motiviere weitere Kirchgemeinden, sich an Oeku zu wenden und das Thema gemeinsam praktisch anzugehen.

Von Kirchenleitungen anderkanntes Beratungsorgan

Rund 600 Kirchgemeinden, kirchliche Organisationen und Einzelpersonen gehören dem ökumenischen Verein Oeku Kirche und Umwelt mit Sitz in Bern an. Dieser wurde 1986 gegründet, als Antwort kirchlich Engagierter auf Umweltfragen, die mit den Katastrophen von Tschernobyl, Schweizerhalle und dem Waldsterben aufgekommen waren. Heute ist die Oeku von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) als Beratungsorgan für ökologische Fragen anerkannt. (rp)

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