Umfrage im Bündnerland: Touristen wollen Gottesdienste unter freiem Himmel

Chur, 31.5.15 (kath.ch) Touristen, die ihre Ferien im Kanton Graubünden verbringen, erwarten von der Kirche Konzertangebote, Gottesdienste an hohen Festtagen sowie Gottesdienste unter freiem Himmel. Das ist das Ergebnis einer Befragung von Touristen, die an Ostern in zwei Skigebieten durchgeführt wurde, teilte die für die Tourismusseelsorge zuständige Kommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) mit. Die Befragung sei ein «erster wichtiger Schritt» einer Neuausrichtung der Tätigkeit der Kommission sagte René Hefti, Leiter der Arbeitsgruppe Graubünden der SBK-Kommission, am Sonntag, 31. Mai, auf Anfrage gegenüber kath.ch.

Barbara Ludwig

Die sprachregionale Kommission für Tourismus-, Freizeit- und Pilgerseelsorge der deutsch-, italienisch- und romanischsprachigen Schweiz habe in den vergangenen zehn Jahren verschiedene sporadische Aktionen gestartet, ohne dass ein eigentliches Tätigkeitsfeld definiert worden wäre, heisst es in der Mitteilung weiter. Aus Sicht von Hefti war dies unbefriedigend.

Der Leiter der Arbeitsgruppe Graubünden plädiert für eine Neuausrichtung der Aktivitäten, basierend auf einer eigentlichen Marktforschung. Er hat deshalb den Anstoss für die Gästebefragung gegeben, die nun von Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur (HTW) realisiert wurde. Jeder Unternehmer wolle die Bedürfnisse des Marktes kennen. Warum nicht auch die Kirche? «Auch wir wollen unsere Produkte verkaufen. Unseren Glauben, unsere Gottesdienste und Rituale», so Hefti gegenüber kath.ch

Zehn Studierende waren an der Konzipierung, Durchführung und Auswertung der Befragung beteiligt. Instrument der Umfrage war ein vierseitiger Fragebogen, den die Studierenden in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ausgearbeitet hatten. Von den Touristen wollte man wissen, welche Rolle die Kirche im Urlaub spielen könne, welche Angebote erwünscht sind und über welche Kommunikationsmittel man die Feriengäste am besten erreichen könnte.

Befragung in der Gondel

Die Umfrage wurde am vergangenen Karfreitag durchgeführt. Dabei wurden die Touristen direkt an den Tourismusdestinationen Flims/Laax und Lenzerheide/Valbella befragt. «Die Gespräche fanden teils an der Talstation der Skilifte, teils in den Gondeln, aber auch auf Winterwanderwegen statt», sagte Hefti.

Etwa ein Drittel der angesprochenen Touristen hat die Fragen nicht beantworten wollen und kein Interesse am kirchlichen Angebot gezeigt. Das habe ihn positiv überrascht, sagte Hefti. Er habe erwartet, dass noch viel mehr Personen Desinteresse bekunden würden. Und er habe auch mit heftig ablehnenden Reaktionen gerechnet, im Sinne von: «Jetzt könnt Ihr uns nicht mal in den Ferien in Ruhe lassen!». Das zeige, dass der Glaube «an etwas Höheres» bei vielen Menschen doch noch eine Bedeutung habe.

400 Fragebogen ausgefüllt

400 Personen, laut Hefti vorwiegend Wintersportler im Alter von 17 bis 55 Jahre, waren schliesslich bereit, Antwort zu geben. Hefti stellte klar, dass die Umfrage keine Repräsentativität beanspruchen könne. Laut den Ergebnissen der Umfrage, die am Freitag, 29. Mai, präsentiert wurden, erwarten die Touristen von der Kirche vorrangig drei Dinge. Sie soll Konzerte in Kirchen veranstalten, an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern Gottesdienste anbieten und auch Gottesdienste unter freiem Himmel durchführen. Hefti nennt als Beispiel für Letzteres eine Älplerchilbi oder auch eine Hochzeit in der Natur.

Gewünscht wurde zudem eine bessere Information über kirchliche Anlässe. Der Kontakt zwischen Pfarrämtern und Tourismusvereinen sei derzeit oft «ungenügend», räumte Hefti ein. Er betrachtet die Umfrageergebnisse als eine Beschreibung des Ist-Zustandes. Als nächstes müsse die Kommission für Tourismus-, Freizeit- und Pilgerseelsorge den Studienbericht auswerten. An ihrer Herbstsitzung werde sie das weitere Vorgehen beschliessen. (bal)

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