Serbiens Staatschef zu Kardinal Koch: Keine Heiligsprechung von Stepinac

Belgrad, 29.5.15 (kath.ch) Serbiens Staatspräsident Tomislav Nikolic hat sich gegenüber Kardinal Kurt Koch gegen eine mögliche Heiligsprechung des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac (1998-1960) ausgesprochen. Ein solcher Schritt könne die bisherigen Bemühungen um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Serben und Kroaten ruinieren, sagte er am Donnerstag, 28. Mai, in Belgrad bei einer Begegnung mit dem päpstlichen Ökumenebeauftragten.

Kardinal Koch hält sich derzeit zu einem offiziellen Besuch in Serbien auf. Bis Freitag nimmt der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen in Belgrad an einer internationalen Ökumene-Tagung teil.

In Serbien wird Stepinac vorgeworfen, im Zweiten Weltkrieg mit dem faschistischen Ustascha-Regime kollaboriert zu haben. Zudem soll er zur Verfolgung von Serben und Juden geschwiegen haben. In der Erklärung der Präsidentenkanzlei wird darauf jedoch nicht eingegangen.

Nikolic bedankte sich während der Unterredung dafür, dass der Vatikan die staatliche Unabhängigkeit des Kosovo bislang nicht anerkenne. Damit unterstütze der Vatikan die Wahrung der christlichen Wurzeln des Kosovo. Dieser sei ein integraler Teil Serbiens. Der Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien proklamiert, die von zahlreichen Staaten anerkannt wurde.

Papst und Kardinal hörten sich gegenteilige Positionen an

Papst Franziskus und Kardinal Koch konnten sich am Donnerstag divergierende Sichtweisen von zwei Staatsoberhäuptern – Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic aus Kroatien und Präsident Tomislav Nikolic aus Serbien – über Kardinal Stepinac anhören.

Der Papst empfing Grabar-Kitarovic im Vatikan. Grabar-Kitarovic berichtete nach der Audienz bei einer Pressekonferenz in der kroatischen Botschaft am Heiligen Stuhl, der Papst habe ihr gesagt, dass er persönlich keinerlei Zweifel an der Heiligkeit Stepinac’ habe.

Er habe zudem gesagt, dass zur Weiterführung des Heiligsprechungsprozesses des von der serbischen Kirche abgelehnten Zagreber Erzbischofs der Kriegsjahre jetzt eine Kommission die in Belgrad kritisierten Aspekte seines Lebens untersuchen soll. Der Kommission, die im Herbst ans Werk gehen soll, gehören katholische, orthodoxe und unabhängige Historiker an.

«Furchtloser und vorbildlicher Hirte»

Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte Stepinac 1978 seliggesprochen. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) würdigte ihn 2011 bei einer Kroatienreise als «furchtlosen und vorbildlichen Hirten», dessen «heroisches Leben» auch heute noch prägendes Vorbild sei. «In der Zeit der nazistischen und faschistischen Diktatur war er ein Verteidiger der Juden, der orthodoxen Christen sowie aller Verfolgten und dann, in der kommunistischen Ära, Anwalt seiner Gläubigen, besonders der vielen verfolgten und getöteten Priester», so Benedikt XVI. Damit sei Stepinac ein «Anwalt Gottes» auf dieser Erde geworden; er habe «hartnäckig die Wahrheit und das Recht des Menschen verteidigt, mit Gott zu leben». (kna/kap)

 

 

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