Zen-Zentrum lädt zu verbindender Stille

Luzern, 8.5.15 (kath.ch) Sich aus der Hektik des Alltags zurückziehen, in der Stille meditieren. Das bietet das Zen-Zentrum Offener Kreis in Luzern. Die Leiterin und Zen-Meisterin Anna Gamma hat sich mit diesem neuartigen Angebot ein hohes Ziel gesetzt: Das Haus will eine Kultur des Friedens fördern – im Menschen, im Quartier, in der Welt.

Martin Spilker

Das im März eröffnete Zentrum liegt im Luzerner Tribschenquartier. Der Stadtteil ist gezeichnet vom Übergang der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft: Dienstleistungsflächen ersetzen Werkstätten, der noch günstige Wohnraum wird gerne von Wohngemeinschaften genutzt. Und mitten in dieser neuen Urbanität findet sich ein Meditationszentrum. Das «Zendo» ist der zentrale Raum: Hinter einer Glasfront ein kleiner Innenhof mit Zen-Garten und einer Installation mit dem Titel «Verbindung von Himmel und Erde» des Landart Künstlers Kari Joller (Dierikon).

Ein Engagement dort, wo es schwierig ist

Ein Zendo allein sei noch kein neues Angebot, stellt Anna Gamma klar. «Was wir in unserem Haus wirklich neu machen, das ist die Kombination von Meditation und Zusammenarbeit mit benachteiligten Menschen», sagt die Hausleiterin gegenüber kath.ch. Praktisch sehe dies so aus: Im Zentrum treffen sich Menschen für Meditationen, Kurse, Weiterbildungen. Am gleichen Ort finden auch Gesprächskreise etwa für traumatisierte Frauen statt. Und in der alltäglichen Arbeit helfen Asylsuchende mit. Zudem, und das ist Anna Gamma ganz wichtig, steht das Haus mitten in der Stadt und soll ausdrücklich auch den Menschen im Quartier offenen stehen.

Die Verbindung von östlicher Meditation und caritativer Arbeit ist ein Grundanliegen im «Offenen Kreis». Die 65 jährige Psychologin und Philosophin erklärt dies so: «Meditation darf nicht ein Selbstzweck sein. Sie muss sich vielmehr im Marktplatz des Lebens bewähren.»

Für Anna Gamma gehört dazu ein «Engagement dort, wo es schwierig wird». Als Mitglied des Katharina-Werks, einer ökumenischen Gemeinschaft mit interreligiöser Ausrichtung, war für sie das Miteinander von Geben und Nehmen, die Fürsorge und die Feier des Glaubens immer selbstverständlich. Seit sie Zen-Meditation betreibt, schöpft sie ihre Kraft zusätzlich aus dem Sitzen in der Stille.

Religionen sind Ergänzung, nicht Konkurrenz

Mitglied einer Gemeinschaft, die sich an christlicher Mystik ausrichtet und gleichzeitig buddhistische Zen-Meisterin. Schliesst es sich nicht aus, in verschiedenen Religionen beheimatet zu sein? Anna Gamma verneint. Sie bezeichnet die Verschiedenartigkeit von Religion als Blumenstrauss. «In der Ausformung sind Religionen verschieden. Aber sie stammen aus demselben Grund, aus derselben Stille», sagt sie.

Für Anna Gamma ist es wichtig, dass jeder Mensch seine Religion, seinen Glauben lebt. «Jede Religion darf einen Absolutheitsanspruch haben und verteidigen. Doch untereinander sollten Religionen sich als Ergänzung, nicht als Konkurrenz verstehen», fügt sie bei. Das allerdings sei eine Haltung, die es wohl in jeder Religion und an vielen Orten noch zu lernen gelte.

Das Zen-Zentrum Offener Kreis will ein solcher Ort sein, wo diese Haltung gelehrt und gelernt werden kann. Die Türen stehen Interessierten offen – nicht nur den Leuten aus dem Quartier am Tag der offenen Tür am Sonntag, 10. Mai. (ms)

Zen-Zentrum Offener Kreis Luzern

Über Zen (Wikipedia)

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