Familiensynode: Schweizer Katholiken fordern anderen Umgang mit Wiederverheirateten und Homosexuellen

Freiburg i.Ü., 5.5.15 (kath.ch) Wiederverheiratete Geschiedene sollten nicht länger von den Sakramenten ausgeschlossen werden. Und auch Partnerschaften von Schwulen und Lesben sollten in der Kirche Platz haben. Dies wünschen sich die Schweizer Katholiken laut einem Bericht, den die Schweizer Bischöfe am Dienstag, 5. Mai, veröffentlichten.

Der Bericht fasst die Ergebnisse aus Gesprächen der katholischen Basis zusammen, die im Februar und März als Vorbereitung auf die kommende Bischofssynode geführt wurden, heisst es in der Mitteilung der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Die Rückmeldungen aus den sogenannten Synodengesprächen zeigten einen grossen Konsens. Zum einen dokumentierten sie die «weitgehende Wertschätzung» der kirchlichen Ideale von Ehe und Familie. Zugleich seien die Schweizer Katholiken sich aber der «Grenzen der Umsetzung dieser Ideale in der Lebenswirklichkeit der Menschen bewusst». Sie zeigten viel Verständnis für die konkreten Situationen des Scheiterns von Ehen und des Zerbrechens von Familien.

Neue Perspektiven für Getrennte und Geschiedene

Sie erwarteten deshalb von der Bischofssynode «Perspektiven für neue Wege für die betroffenen Menschen». Nur eine kleine Minderheit der Katholiken zeigt laut Mitteilung den Wunsch nach einer «strikten Einhaltung» der gegenwärtigen Lehre der Kirche mit ihrer strengen Disziplin.

Die Teilnehmer der Synodengespräche richteten «sehr konkrete Wünsche» nach Rom, so die Mitteilung. Der Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten müsse beendet werden. Die Gründe für das Zerbrechen von Ehen sind aus Sicht einer Mehrheit der Schweizer Katholiken so vielfältig, «dass die pauschale Bestrafung durch die Kirche bei einer Wiederheirat nicht mehr akzeptiert werde».

Partnerschaften von Schwulen und Lesben sollen in der Kirche Platz haben. Auch wenn die Gleichstellung mit der kirchlichen Ehe «mehrheitlich» abgelehnt werde, gebe es doch eine «hohe Zustimmung zu einer Segnung dieser Partnerschaften», schreibt die Bischofskonferenz in ihrer Mitteilung.

Ehevorbereitung: Kirche soll mehr tun

Die Teilnehmer der Gesprächsrunden hätten zudem festgestellt, dass die kirchlich geschlossene sakramentale Ehe heute zu einem «Minderheitsmodell» geworden sei. Daher wünschten sie, dass die Kirche ihr Engagement in der Vorbereitung und Begleitung von kirchlichen Ehen erhöht und ihr Engagement für Familien ausbaut.

Die Synodengespräche fanden auf Anregung der Schweizer Bischöfe im Februar und März an vielen Orten und in zahlreichen Gruppen statt. Gegen 6000 Katholiken beteiligten sich gemäss Mitteilung daran. Die Anliegen und Meinungen wurden in 570 Berichten festgehalten. Der Gesamtprozess wurde in der Geschäftsstelle der Pastoralkommission der Bischöfe koordiniert; diese hat ihren Sitz im Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI). Dort seien die Ergebnisberichte gesammelt, analysiert und in einem Bericht zusammengefasst worden. Der Synodenbericht, der Mitte April nach Rom gesandt wurde, schliesse auch Rückmeldungen von Fachpersonen der Familienpastoral und von Theologen ein, heisst es in der Mitteilung weiter.

Vorbereitung auf Synode im Herbst

Mit dem Synodenbericht reagiert die katholische Kirche Schweiz auf eine Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität, die der Vatikan im Dezember startete. Die Umfrage ging an die nationalen Bischofskonferenzen in der ganzen Welt und dient der Vorbereitung auf die Familiensynode im kommenden Herbst. Dort sollen die künftigen Leitlinien der Ehe- und Familienpastoral festgelegt werden. Eine erste Synode zu dem Thema fand im Herbst 2014 statt. (bal)

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