Einigung im Fall Bucheli: Reformkatholiken sind unzufrieden

Luzern/Zürich, 29.4.15 (kath.ch) Der Friedensschluss zwischen dem Churer Bischof Vitus Huonder und dem Bürgler Pfarrer Wendelin Bucheli provoziert weiter Kritik. Auch Reformkatholiken in der Schweiz zeigen sich unzufrieden mit der Einigung im Streit um eine Lesben-Segnung, die am Dienstag, 28. April, von den Konfliktparteien kommuniziert wurde. Die Pfarrei-Initiative Schweiz spricht von einem «Pyrrhussieg», der der Glaubwürdigkeit der Kirche schade. Die Allianz «Es reicht!» sieht in der Einigung ein Muster für «katholische Konfliktbewältigung».

Im Oktober vergangenen Jahres hatte Bucheli ein Lesben-Paar gesegnet und damit den Unmut von Huonder hervorgerufen. Der Bischof wollte den Priester deswegen aus der Berggemeinde verbannen. Bucheli sollte in sein Heimatbistum Lausanne-Genf-Freiburg versetzt werden, darauf hatten sich Huonder und sein Amtskollege, Bischof Charles Morerod, nach einem Gespräch geeinigt. Daraufhin bat Huonder den Pfarrer in einem Brief, per Sommer 2015, zu demissionieren.

Diese Demission ist seit Dienstag, 28. April, hinfällig. Bischof und Pfarrer legten ihren Streit bei. Bucheli erklärte, sich künftig an die kirchliche Lehre zu halten und keine Segnungen von homosexuellen Paaren mehr durchzuführen. Im Gegenzug hält der Bischof nicht länger an Buchelis Demission fest.

«Katastrophe» für Kirche

Reformkatholiken kritisieren die Einigung. Die Pfarrei-Initiative Schweiz zeigt sich zwar erfreut darüber, dass Bucheli nun in Bürglen bleiben darf. Die Lösung verletze aber zugleich viele Menschen, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch, 29. April. «Chur konnte sich mit seinem Rechtsverständnis durchsetzen.» Dies sei allerdings ein Sieg, der einem Pyrrhussieg gleiche, «mit einem erheblichen Schaden für die seelsorgerliche Glaubwürdigkeit der Kirche».

Die Kirchenreformbewegung spricht von einer Katastrophe für homosexuelle Paare, ebenso für Seelsorger, die mit diesen Paaren unterwegs sind, und für «die Kirche als ganze». Diese verpasse hier eine gesellschaftliche Entwicklung, «weil ihre Exponenten etwas als Lehre der Kirche zementieren, was so nicht im Evangelium steht und der Barmherzigkeit Gottes widerspricht».

Kritiker werden abgestraft

Aus Sicht der Allianz «Es reicht!» zeigt der Fall Bürglen nicht, wie christliche, sondern wie katholische Konfliktbewältigung «nicht selten» funktioniere: «Wer sich der kirchlichen Hierarchie unterwirft, darf seines Amtes walten. Wer sich kritisch zu deren unbiblischer Haltung verhält, wird abgestraft oder gar ausgeschlossen», heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch, 29. April. Die Allianz «Es reicht!» ist ein Zusammenschluss verschiedener grosser katholischer Verbände, Vereine und Bewegungen, die sich eine grundlegende Reform ihrer Kirche wünschen. (bal)

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