Papst ruft Heiliges Jahr im Zeichen der Barmherzigkeit aus

Rom, 12.4.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat offiziell ein Heiliges Jahr der katholischen Kirche ausgerufen. Vor der Heiligen Pforte des Petersdoms überreichte er am Samstag den Erzpriestern der vier Grossen Päpstlichen Basiliken Roms sowie ausgewählten Kardinälen und Erzbischöfen aus dem Vatikan die sogenannte Verkündigungsbulle, eine besonders feierliche Urkunde. Das «ausserordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit» beginnt am 8. Dezember und endet am 20. November 2016. Angekündigt hatte Franziskus diese Initiative überraschend bereits am 13. März.

Das Heilige Jahr solle «eine Zeit der Gnade für die Kirche sein und helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvoller zu machen», heisst es in der Bulle, aus der ein Mitarbeiter des Papstes in der Eingangshalle des Petersdoms Passagen verlas. Zugleich ruft Franziskus darin zu Pilgerfahrten nach Rom und zu anderen Wallfahrtsorte auf.

Glauben fördern

Ein Heiliges Jahr soll die Erneuerung des Glaubens fördern und ist mit einem besonderen Ablass verbunden. Traditionell findet es alle 25 Jahre statt. Zuletzt hatte Johannes Paul II. 2000 ein ordentliches Heiliges Jahr ausgerufen. Das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte ausserordentliche Heilige Jahr seit der Einführung dieses Brauchs im Jahr 1300 durch Papst Bonifaz VIII.

Im Mittelpunkt der Verkündigungsbulle mit dem Titel «Antlitz der Barmherzigkeit», deren deutsche Übersetzung 13 Seiten umfasst, steht die Barmherzigkeit. Die Gläubigen sollten in dieser Zeit verstärkt darüber nachdenken, wie sie diese konkret leben könnten. Sie müssten ihr Gewissen, «das gegenüber dem «Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln», fordert der Papst.

Termin soll ans Zweite Vatikanische Konzil erinnern

Er habe den 8. Dezember als Eröffnungstermin gewählt, weil genau 50 Jahre zuvor das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu Ende gegangen sei, erklärt Franziskus darin weiter. Damals seien Mauern eingerissen worden, «die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Festung eingeschlossen hatten».

In dem Schreiben äussert der Papst zudem die Hoffnung auf einen vertieften Dialog der Religionen. Auch für Judentum und Islam stelle die Barmherzigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes dar.

Bischöfe sollen «Pforte der Barmherzigkeit» öffnen

Stellvertretend für die Bischöfe aller Kontinente erhielten vor dem Petersdom die Leiter der für die verschiedenen Teile der Weltkirche zuständigen vatikanischen Behörden ein Exemplar der Bulle sowie jeweils ein Kurienerzbischof aus Hongkong und dem westafrikanischen Benin. Ein weiteres Exemplar überreichte Franziskus einem Vertreter der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten.

Die Bischöfe der Weltkirche fordert der Papst in der Bulle dazu auf, für die Dauer des Heiligen Jahres in ihrer Bischofskirche oder einer anderen Kirche eine «Pforte der Barmherzigkeit» zu öffnen, nach dem Vorbild des Petersdoms und der drei weiteren päpstlichen Basiliken Roms. Zu Beginn eines Heiligen Jahres werden traditionell die Heilige Pforte des Petersdoms sowie jene der Lateran-Basilika, von Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore geöffnet.

Zugleich kündigte der Papst die Aussendung von sogenannten Missionaren der Barmherzigkeit in die Ortskirchen an. Es handele sich hierbei um Priester, denen er die Vollmacht gegeben habe, auch von solchen Sünden loszusprechen, die normalerweise dem zuständigen vatikanischen Gerichtshof vorbehalten sind, der Apostolischen Pönitentiarie. (cic)

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