Deutscher Theologe und Psychotherapeut bittet Papst erneut um Änderungen beim Zölibat

Münsterschwarzach, 10.4.15 (kath.ch) Der Psychotherapeut und katholische Theologe Wunibald Müller hat Papst Franziskus erneut in einem persönlichen Brief gebeten, allen Priestern freizustellen, ob sie zölibatär leben oder heiraten wollen. In dem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), der Partneragentur von kath.ch, vorliegenden Schreiben verweist der Leiter des Recollectio-Hauses der bayerischen Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach auf die Situation der Betroffenen, die ernster genommen werden müsse.

Aus seiner Erfahrung wisse er um die Not der Priester, die in heimlichen Beziehungen lebten und zerrissen würden zwischen ihrer Liebe zu ihrem Dienst und zu einer Frau. Im Recollectio-Haus betreuen Müller und seine Mitarbeiter vor allem Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter in persönlichen und beruflichen Krisen.

Dazu komme, so Müller weiter, dass heute viele junge Männer wegen des Zölibatsversprechens erst gar nicht mehr den Priesterberuf ergriffen. Andere wiederum, deren Zahl seiner Einschätzung nach zunehme, sähen für sich keinen anderen Ausweg, als den Beruf des Priesters aufzugeben, weil sie nicht ohne eine Partnerin leben wollten.

Viele Gläubige können sich verheiratete Priester gut vorstellen

Der Therapeut rief zu einem Befreiungsschlag auf. Die Zeit dafür sei reif. Die Mehrzahl der Gläubigen könne sich heute einen verheirateten Priester gut vorstellen. Dies treffe inzwischen auch für viele Bischöfe zu, manche unter ihnen wünschten es sich sogar, so Müller. Denn auch für die Bischöfe sei es eine schmerzliche Erfahrung, wenn gute Priester entschieden, ihren Beruf aufzugeben.

Müller appellierte an Franziskus, anlässlich des von ihm ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit die Tür für eine Entkoppelung von Priestertum und Zölibat zu öffnen. Die Kirche würde sich damit der Priester, die in Beziehungen lebten, erbarmen und sie nicht länger der Zerreissprobe aussetzen. «Ich bitte Sie darum, weil ich wie Sie meine Kirche liebe», schreibt Müller wörtlich.

Papst erhielt bereits vor einem Jahr Post von Müller

Zugleich versicherte der Therapeut, eine hohe Achtung vor Menschen zu haben, die ihren Zölibat glaubwürdig lebten. Allerdings sei er zutiefst davon überzeugt, dass es der katholischen Kirche zum Segen gereichen würde, wenn sie die Tür öffnen und den Zölibat freistellen würde.

Müller hatte sich bereits vor gut einem Jahr mit dieser Bitte an Franziskus gewandt. Der Papst habe zwar die Formulierung «die Tür dazu ist offen» aus dem Brief bei mehreren öffentlichen Aussagen aufgegriffen, allerdings bei diesen Gelegenheiten auch gemeint, dass zunächst wichtigere Themen in der Kirche anstünden.

Hinweis für Redaktionen: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de (kna)

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