Teresa von Avila: Die Mystikerin des 16. Jahrhunderts inspiriert Freiburger Karmelitinnenkloster zur Öffnung

Le Pâquier FR, 22.3.15 (kath.ch) Ihr Geburtstag jährt sich zum 500. Mal. Doch die spanische Mystikerin und Klostermanagerin Teresa von Avila beeinflusst und inspiriert auch heutige Karmelitinnen. Anne-Elisabeth Steiger, Priorin im Kloster von Le Pâquier-Montbarry im Kanton Freiburg, öffnet ihr Kloster zunehmend auch für Laien – und beruft sich dabei auf die visionäre Ordensfrau des 16. Jahrhunderts, wie SRF 2 Kultur am Sonntag, 22. März, berichtete.

«Die heilige Teresa von Avila war in ihrer Zeit sehr offen. Sie war in Kontakt mit vielen Personen und hat eine riesige Korrespondenz geführt. Und sie hat die Zeichen der Zeit gehört und demensprechend gehandelt.» Mit diesen Worten begründet Anne-Elisabeth Steiger, Priorin im Karmelitenkloster in Le Pâquier in der Radiosendung «Perspektiven» ihren Kurs der Öffnung und fügt hinzu: «Auch wir müssen auf die Zeichen der Zeit hören.» Die Gesellschaft brauche Orte wie ihr Kloster, ist sie überzeugt.

Das Kloster war noch in den 70er-Jahren streng der Klausur verpflichtet. Ein schwarzes Fenstergitter trennte die Gemeinschaft von der Aussenwelt. Heute empfängt das Kloster Medienleute – und Gäste. Laut SRF-Bericht suchen vor allem stressgeplagte Menschen, die sich für die Spiritualität der heiligen Teresa von Avila interessieren, Ruhe im klostereigenen Gästehaus. Sie nehmen an den Gebetszeiten und Eucharistiefeiern der Klostergemeinschaft teil, nicht aber an deren anderen Tätigkeiten.

Den Weg des inneren Gebets aufzeigen

«Auch der konfessionsfreie Mensch hat einen Durst nach Wahrheit und Geliebtsein», ist die Priorin überzeugt. Sie will solchen Menschen den Weg des inneren Gebets zeigen, um dies zu erreichen, und sie überlegt sogar, eine Schule des inneren Gebets einzuführen, wie sie in der Sendung verrät. Das innere Gebet war der heiligen Teresa sehr wichtig. Die Mystikerin pflegte ein ständiges Gebet, einen ständigen Dialog, wie Elisabeth Peters, eine Karmelitin aus Freiburg im Breisgau am Radio erklärte.

Die Klostergemeinschaft in Le Paquier besteht aus 15 Schwestern und weist laut der Priorin ein relativ tiefes Durchschnittsalter auf. Dennoch will die Gemeinschaft für die Zukunft stark auf Laien setzen, um die Visionen der heiligen Teresa von Avila weiterzugeben, wie Schwester Anne-Elisabeth im Gespräch mit kath.ch sagt. Bereits existiert ein Freundeskreis von ungefähr 700 Personen, der das Kloster insbesondere finanziell unterstützt, bisher etwa bei der Einrichtung einer Guezlibäckerei und bei Renovierungs- und Isolationsarbeiten. Die Pilger und Pilgerinneninnen des Karmels, auch das eine Laiengruppe, treffen sich seit Jahren regelmässig im Gästehaus, um sich in die karmelitanische Spiritualität zu vertiefen und am Gebet der Gemeinschaft teilzunehmen. Auch in ihrem Alltag pflegen sie das innere Gebet. Sie könnten in der Zukunft die Hauptgruppe bilden, so die Idee der Priorin.

Sie sei sich bewusst, dass sie die Zukunft nicht mit Plänen festhalten könne, meint sie im Gespräch mit kath.ch. Doch Schritt für Schritt darauf vorbereiten sei möglich. Notwendig sei eine aufmerksame Offenheit für Neues, das der Heilige Geist aufspriessen lasse, so die Priorin. «Solche Projekte sollten im gemeinschaftlichen Gespräch diskutiert werden und im Gebet getragen sein», fügt Schwester Anne-Elisabeth hinzu.

Die 500-Jahr-Feier der «Reformatorin» des Ordens

Das Kloster feiert am 28. März den 500. Geburtstag der berühmten Ordensfrau unter dem Titel: «Teresa d’Avila, une femme audacieuse – son charisme aujourd’hui» unter anderem mit einer Eucharestiefeier unter der Leitung von Alain de Raemy und einer der Jubilarin gewidmeten Ausstellung und Vesper.

«Die Spiritualität von Teresa von Avila ist unser Lebensstil», sagt Anne-Elisabeth gegenüber kath.ch. «Wir leben nach ihren Konstitutionen, die nach dem 2. Vatikanischen Konzil erneuert wurden, und speziell nach dem Geist ihrer Schriften. Darin finden wir ihr persönliches Wort, ihre Lehre, ihre Leidenschaft für die Kirche, für die Menschen… wir finden ihre ganz persönlich Art zu beten.» Teresa, die 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, habe der Gesellschaft und der Kirche heute noch  etwas zu sagen, findet die Priorin und zitiert: «Ich bitte euch nur um eines: schaut auf IHN».

Das Kloster in Le Pâquier-Montbarry wurde 1922 als erste Karmeliter-Niederlassung in der Schweiz in Lully FR gegründet und 1936 an seinen heutigen Standort verlegt. Es gehört seit der Gründung zum Zweig der «Unbeschuhten Karmelitinnen», dem von Teresa reformierten Zweig an, wie die meisten Karmelitinnen-Klöster weltweit.
Link: http://carmel-lepaquier.com/annee-ste-therese (rp)

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