«Nun wird es definitiv Zeit, das Ziel energisch anzugehen»

8.3.15 (kath.ch) Weshalb ich nun plötzlich an einer Demonstration teilnehme, mögen Sie sich vielleicht fragen, und zu Recht. Vor Jahren konnte ich es mir nicht vorstellen, an einem Marsch an vorderster Front dabei zu sein. Geduld war meine Devise, denn ich war der Meinung, dass Menschen Zeit brauchen, um sich an neue Ideen und Situationen zu gewöhnen. Aber irgendwann reisst der Geduldsfaden, und jetzt bin ich mit dabei.

Vor 30 Jahren wurde der Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung verankert. Wie steht es heute? Frauen verdienen in der Schweiz im Durchschnitt immer noch 18,4 Prozent weniger als Männer. Sie müssen somit bis zum 7. März des nächsten Jahres weiterarbeiten, um für gleichwertige Arbeit denselben Lohn zu erhalten, den Männer schon am 31. Dezember in der Tasche haben. Geduld zu haben, zahlt sich nicht immer aus.

Zum Tag der Frau fand gestern die grosse nationale (Frauen)-Demonstration für Lohngleichheit in Bern statt. Ich war mit dabei, denn ich meine es meinen Töchtern und Söhnen, meinen Enkelinnen und Enkeln schuldig zu sein. «Wir Katholikinnen haben mehr Erfahrung mit stillen Prozessionen als mit Demonstrationen», so die Worte einer Kollegin. Das stimmt, aber manchmal müssen wir uns für unsere Überzeugung und für das Wohl unserer Kinder lautstark einsetzen.

Das Familienbild hat sich geändert. Männer und Frauen möchten sich vermehrt die Sorge- oder Care-Arbeit teilen. Familien sollen die Wahlmöglichkeit erhalten, wie sie Erwerbs-, Betreuungs- und Pflegearbeit für Kinder und Betagte unter sich aufteilen möchten. Ohne Lohngleichheit bleibt die Wahlmöglichkeit stark eingeschränkt.

Vor 30 Jahren wurde der Weg zur Lohngleichheit eingeschlagen. Lange sind wir ihn zaghaft gegangen und immer wieder wurden Gründe genannt, weshalb Lohngleichheit nicht prioritär behandelt werden kann. Nun aber wird es definitiv Zeit, das Ziel energisch und schnell anzugehen.

An der Frauen-Demo in Bern wurde Lohngleichheit gefordert – nicht morgen, nicht übermorgen, sondern jetzt!

Rosmarie Koller-Schmid, Präsidentin SKF

 

 

 

 

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