Frauen ab in die Kaserne! – Nein danke, sagen christliche Frauenorganisationen

Zürich, 3.3.15 (kath.ch) Der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), Denis Froidevaux, will den Anteil der Frauen in der Schweizer Armee erhöhen – mit der Einführung der Wehrpflicht auch für Frauen. Die Idee stösst bei christlichen Frauenorganisationen auf Skepsis.

Barbara Ludwig

Heute können Schweizer Frauen freiwillig Militärdienst leisten. Geht es nach dem Willen von Froidevaux, soll sich dies ändern. Der Offizier macht sich für die Einführung der Wehrpflicht auch für das weibliche Geschlecht stark. Grund: «Unser grösstes Problem in zehn, zwanzig Jahren wird es sein, die Qualität der Kader sicherzustellen», sagte Froidevaux im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (18. Februar). Je grösser die Auswahl, umso einfacher werde diese Aufgabe zu bewältigen sein: «Eine Wehrpflicht für Frauen weitet den Pool stark aus.» Der Anteil der Soldatinnen soll mindestens 30 Prozent betragen.

Seine Idee löst bei christlichen Frauenorganisationen wenig Begeisterung aus. Für den Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF), der nach eigenen Angaben rund 150.000 Mitglieder vertritt, ist das Thema nicht prioritär. Frauen leisteten heute den grössten Teil der unentgeltlichen Dienste an der Allgemeinheit, etwa in der Kindererziehung, der Pflege von Kranken und der Betreuung betagter Familienmitglieder, teilte die Organisation auf Anfrage mit. Zunächst müssten diese Pflichten gerechter zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden, bevor man eine Diskussion zur Wehrpflicht für Frauen «als wichtig» erachte.

Gleichberechtigung der Frau – kein Argument

Die nunmehr erlangte Gleichberechtigung der Frauen, wie sie der Präsident der SOG ins Feld führt, lässt der SFK als Argument nicht gelten. Noch immer seien Frauen bei den Löhnen und der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit benachteiligt.

Auch der Christliche Friedensdienst (CDF), eine feministische Friedensorganisation, kann dem Argument «Gleichberechtigung» wenig abgewinnen. Gleichstellung könne nicht erreicht werden, indem Frauen «in die militärischen Strukturen gezwungen werden, die nach wie vor geschlechterhierarchisch und patriarchalisch geprägt sind». Die Organisation verweist auf die USA und Israel, in deren Armeen Frauen aktiv sind. In beiden Ländern sei Gewalt gegen Soldatinnen innerhalb der Armee weit verbreitet.

Personalmangel nicht mit Einbezug von Frauen bekämpfen

Der CFD, grundsätzlich armeekritisch, spricht sich als Alternative zur Wehrpflicht für Frauen für einen freiwilligen und bezahlten Zivildienst aus. Dieser sollte ein Friedens-, Umwelt- und Sozialdienst für Männer und Frauen sein, eine «friedenspolitische Alternative zur zunehmenden Militarisierung von Alltag und Gesellschaft», teilte der CFD kath.ch mit.

Auch der SKF plädiert für die gewaltlose Lösung von Konflikten. Die Armee soll zur «Verhinderung bewaffneter Konflikte» beitragen. Man stehe hinter der Wehrpflicht, wenn die Ausbildung ausschliesslich auf die Kriegsverhinderung und den Erhalt von Frieden abzielt, so der SKF. Wenn der Armee das Personal fehle, weil immer mehr Männer Zivildienst anstelle des Militärdienstes leisteten, soll man das Heil nicht einfach bei den Frauen suchen. «Hier fordern wir eine kritische Überprüfung der jetzigen Form des Wehrdienstes» und nicht einfach die Ausdehnung desselben auf die Frauen «als Problemlösung». (bal)

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