Freiburger Zentrum für Islam empfängt erste Studenten

Freiburg i.Ü., 25.2.15 (kath.ch) Seit einer Woche besuchen Studierende den ersten Kurs im Angebot des Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft in Freiburg. Das Zentrum an der Universität Freiburg hat am 1. Januar seine Arbeit offiziell aufgenommen. Ab kommendem Herbstsemester soll das Angebot unter der Leitung eines Gastprofessors für islamisch-theologische Studien ausgebaut werden. Wer das sein wird, ist noch nicht bekannt, erklärte der Leiter des Zentrums, der Sozialethiker Hansjörg Schmid, auf Anfrage. Eine feste Professur soll ab 2017 eingerichtet werden.

Georges Scherrer

Das Zentrum bietet seit vergangener Woche den Kurs mit der etwas komplizierten Bezeichnung: «Europa zwischen Wertegemeinschaft und Exklusionstopos. Erkundungen christlicher und islamischer Sozialethik» an. Die Hörer kommen vor allem aus der Theologischen Fakultät. Verschiedene freie Hörer haben sich zudem für den Kurs eingeschrieben. Es sei aber jetzt zu Semesterbeginn noch zu früh, um ein Profilbild der Hörerschaft zu erarbeiten, erklärte Schmid gegenüber kath.ch.

Die Vorlesung bilde ein Aushängeschild des Zentrums. Sie sei in die Theologie integriert, aber auch für Hörer anderer Fakultät ausgeschrieben. Das Zentrum wird künftig administrativ in die theologische Fakultät eingebunden. Es wird aber mit anderen Fakultäten zusammenarbeiten.

Muslimischer Input für Europa

In einem «abgrenzenden» Sinn wird der Islam heute oft als Gegensatz zu Europa verstanden. Die erste Vorlesung geht deshalb der Frage nach: Wie kann Europa als Wertegemeinschaft verstanden werden, in die auch andere Religionen als die christliche ihre Erfahrungen und normativen Bindungen einbringen können? Die Vorlesung wird unter anderem Positionen von muslimischen Denkern vorstellen, die einen positiven Zugang zu Werten Europas wie Demokratie und Menschenrechten erarbeiteten.

Ab Herbst soll ein Doktoratsprogramm «Islamisch-theologische Studien» mit Bezug auf den Schweizer Kontext angeboten werden. Im Bereich der Weiterbildung wird mit Förderung des Staatssekretariates für Migration in Bern zunächst eine schweizweite Bestandsaufnahme und Bedarfserhebung durchgeführt.

Mit dem geplanten Weiterbildungsangebot richtet sich das neue Zentrum einerseits an muslimische Personen, die in islamischen Gemeinden etwa als Jugendleiter, Vereinsvorstände oder Lehrkräfte in Moscheen arbeiten, andererseits an Nicht-Muslime, die in ihrer Arbeit mit Muslimen zu tun haben.

Im Kanton Freiburg ist die Gründung auf Opposition bei der SVP gestossen. Diese befürchtete, an der Universität würden künftig Imame ausgebildet. Die Universität befindet sich mit Parteiexponenten im Gespräch, um die Sachlage zu klären. Das Zentrum wurde auf Anregung des Bundesrates gegründet. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Rektors der Universität Basel, Antonio Loprieno, entschied sich vor zwei Jahren für den Standort Freiburg.

Hinweis: http://www.unifr.ch/admission/de/futur/free (gs)

 

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