Die erste katholische Armeeseelsorgerin steht vor der Tür

Bern, 13.2.15 (kath.ch) Erstmals soll im kommenden Jahr eine Katholikin den Dienst als Armeeseelsorgerin antreten. Der Chef Armeeseelsorge hofft gegenüber kath.ch, dass weitere Frauen ihrem Beispiel folgen, um die Ränge zu füllen. Es fehlen heute rund hundert Armeeseelsorger.

Georges Scherrer

Es hat deutlich zu wenig Armeeseelsorger, sagt Stefan Junger, seit einem Jahr Chef Armeeseelsorge der Schweizer Armee. Der Sollbestand für die heutige Grösse der Armee beträgt über 300 Armeeseelsorger. Zurzeit fehlten rund hundert.

Katholischerseits können Priester, Diakone, Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen den Dienst als Seelsorgende in der Schweizer Armee antreten. Frauen gebe es aber sehr wenige, sagt der ehemalige Armeeseelsorger Stefan Junger, der während zwanzig Jahren reformierter Pfarrer in Thum war.

Eine Zeitlang leisteten als Seelsorgende vier Frauen in der Armee Dienst. Heute ist eine aktiv. Voraussichtlich werden im kommenden Jahr weitere vier zu ihr stossen, darunter vermutlich erstmals eine Katholikin. «Die Frauen stellen ein Potential dar», so Stefan Junger.

Eine besondere Herausforderung

In der katholischen Seelsorge wirken viele Frauen mit. Junger hofft, dass viele von ihnen den Weg zur Armee finden, «obwohl für Frauen die Hürden vermutlich höher sind als für die Männer». Denn die Frauen begegnen in der Armee vor allem Männern, auch wenn die Zahl der Frauen, die in verschiedenen Truppengattungen Dienst leisten, zunehme.

Bisher seien die Armeeseelsorgerinnen nie auf ein Akzeptanzproblem gestossen. Das Problem könnte hingegen sein, dass «sich die Frauen den Dienst als Armeeseelsorgerin nicht zutrauen», mutmasst Junger.

Derzeit verrichten ausschliesslich Theologinnen und Theologen aus den Reihen der römisch-katholischen, der reformierten und der christkatholischen Kirche Seelsorgedienst in der Armee. Es gebe vereinzelte Anfragen von Muslimen, die in der Armee Dienst leisten und einen Imam zu sprechen wünschen. Oft aber reicht ihnen das, was die Armeeseelsorger ihnen «bieten» können. Wollen sie aber einen Imamen sprechen, wird der Kontakt zu einem solchen hergestellt.

Noch offen: Muslime in der Armeeseelsorge

Ob in Zukunft Muslime in der Armeeseelsorge dienen werden, sei heute offen. Eine Schwierigkeit liege darin, dass es bei den Muslimen in der Schweiz «keine Organisation gibt, die für alle spricht und mit der man verhandeln kann». Auszuschliessen sei aber nicht, dass in der Armee einst muslimische Armeeseelsorger Dienst leisten werden.

Zurzeit bemühe sich die Dienststelle Armeeseelsorge unter der Leitung von Stefan Junger darum, in theologischen Lehrgängen und Berufseinführungen an den Schweizer Hochschulen für den Dienst in der Armeeseelsorger zu werben. Dem Chef Armeeseelsorge stehen hierfür für die katholische Kirche Urs Corradini und für die evangelisch-reformierte Nicolas Bessons als Chefarmeeseelsorger zur Seite. (gs)

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