Segnung homosexueller Paare: In Bern, Basel und Zürich gang und gäbe

Zürich, 10.2.15 (Kipa) Die Segnung von homosexuellen Paaren ist dem Bischof von Chur, Vitus Huonder, ein Dorn im Auge. Wegen einer solchen Segnung wird der Pfarrer von Bürglen UR, Wendelin Bucheli, des Bistums verwiesen. Die katholische Kirche in der Schweiz hat an anderen Orten weniger Berührungsängste. Rosmarie Koller-Schmid, Präsidentin des Katholischen Frauenbundes protestiert gegen die Ausweisung Buchelis und fordert: «Ausgrenzung darf nicht sein. Vor allem auch von Menschen nicht, die mit ihrem Segenswunsch bewusst auf die Kirche zugehen.»

«Ich gehöre zu einer Generation, die sagt: Eine Segnung von schwulen Paaren führe ich nicht durch. Andererseits darf man alle Menschen segnen. Darum bin ich selber im Zweifel darüber, was man machen soll», sagt der Zürcher Domherr Franz Stampfli. Jüngere Geistliche im Raum Zürich würden hingegen solche Segnungen durchaus vornehmen. Freimütig erklärte der katholische Pfarrer von St. Josef in Zürich, Hannes Kappeler, kürzlich im Tages Anzeiger, er habe schon rund 70 homosexuelle Paare gesegnet.

Segensfeier für «mancherlei Liebende» in Bern

Im Raum Bern werden Segensfeiern für Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen organisiert, so etwa für Menschen, die Schwerkranke nahestehen, oder für Menschen, die in Trennung oder Scheidung stehen. Ende Woche organisiert die Katholische Kirche Region Bern zum Valentinstag sogar eine «Segensfeier für mancherlei Liebende», zu der selbstverständlich auch gleichgeschlechtliche Paare eingeladen sind, erklärte Mitorganisator Felix Klingenbeck-Kost, Diakon in Münsingen BE, auf Anfrage. Es werde niemand ausgeschlossen. Die verschiedenen Segensfeiern seien alle an «Lebensbrennpunkten» der Menschen angesiedelt. Bei diesen Feiern gehe es darum, den Menschen in ihrer speziellen Situation «die Kraft und die Ermutigung Gottes zuzusprechen», so Klingenbeck.

Vom Bistum abgesegnete Homo-Segnungen im Baselbiet

Die Pastoralkonferenz Baselland hat vor zwölf Jahren entschieden, dass Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren möglich sind. Das Papier wurde vom Bistum approbiert. Im Kanton Basellandschaft komme es immer wieder zu Segnungen von gleichgeschlechtliche Paaren, sagte Thierry Moosbrugger, Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit der Römisch-Katholischen Kirche Basel/Land. Es handle sich um Paare, die ganz eindeutig einen spirituellen Bezug zur Kirche haben und sich teils auch in den Pfarreien engagieren. Moosbrugger: «Sie sind überzeugt, dass ihre Partnerschaft von Gott gesegnet ist und sie wollen dies auch zum Ausdruck bringen. »

Frauenbund will nicht länger schweigen

Eine von katholischen Laien-Organisationen breit abgestützte Allianz «Es reicht!» hat ihren Protest gegen die Ausweisung des Pfarrers von Bürglen angemeldet. «Wir hoffen, dass unser Protest gehört wird», sagte die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF, Rosmarie Koller-Schmid, auf Anfrage. Das Vorgehen, dem der Pfarrer von Bürglen ausgesetzt ist, «darf nicht unbeantwortet bleiben».

Vor einem Jahr versammelten sich gegen 3.000 Personen in St. Gallen und forderten eine barmherzige und glaubwürdige Kirche. Geändert habe sich nichts, stellt die SKF-Präsidentin nüchtern fest. «Wenn wir aber schweigen, wird es nicht besser. Deshalb bleiben wir dran, dies im Bewusstsein, dass Änderungen in der katholischen Kirchenstruktur immer etwas Zeit brauchen.»

Widerstand gegen Entscheid von Chur und Freiburg

«Wir gehen davon aus, dass die Absetzung von Pfarrer Bucheli ein gemeinsamer Entscheid vom Churer Bischof Vitus Huonder und vom Westschweizer Bischof Charles Morerod ist und darum beide auf der gleichen Linie sind.» Der SKF werde sich auch auf diesem Hintergrund weiterhin für eine barmherzige Kirche einstehen, «die nicht ausgrenzt, sondern sich der Alltagssorgen der Menschen annimmt. Unsere grosse Sorge ist, dass die katholische Kirche Schweiz den Blick auf die Menschen verliert».

«Kirche Schweiz ist in ihren Strukturen verfangen»

Die Kirche Schweiz sei oft in ihren Strukturen verfangen und nicht ein für alle offenes «Lazarett», wie Papst Franziskus dies kürzlich forderte, so die SKF-Präsidentin zu kath.ch Die Kirche müsse sich um jene Menschen kümmern, «die in der Kirche Halt suchen». Dazu gehören auch homosexuelle Paare, die sich für einen Segen an die Kirche wenden. «Die Kirche hat den Auftrag, den Menschen zu helfen. Ausgrenzung darf nicht sein. »

Die SKF-Präsidentin verweist auf ein Papier, dass der Frauenbund bereits vor 14 Jahren zum Thema Homosexualität herausgab. Das Papier betone, dass die Kirche homosexuelle Menschen akzeptieren muss. Auch diese Menschen «müssen durch eine Segnung auf ihrem Weg unterstützt werden». Wenn jemand in der Kirche Halt suche, dann wende er sich nicht leichtfertig an katholische Seelsorgende. «Er erwartet dann, dass er unterstützt wird. Diese Menschen akzeptieren die Kirche als eine lebendige Kraft.» Solchen Menschen vor den Kopf zu stossen, sei unverantwortlich. – Der SKF plane zurzeit keine spezielle Aktion als Reaktion auf die Entwicklung in Bürglen. (gs)

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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