Hindu-Priesterinnen: in Indien keinerlei Neuheit

Zürich, 6.2.15 (kath.ch) Nicht in Bern sind die ersten Hindu-Priesterinnen geweiht worden, wie in einem kath.ch-Bericht kürzlich vermerkt, sondern in Indien. Das zeigen Online-Berichte internationaler Herkunft.

Regula Pfeifer

«Eine indische Stadt öffnet den Hindu-Priesterinnen die Tore», titelte das auf Frauennachrichten spezialisierte, in New York ansässige Women’s eNews office bereits im Februar 2008 auf Englisch, als es über einen neuen Trend im Hinduismus schrieb. In der südindischen Stadt Pune gebe es zwei Ausbildungsstätten für angehende Priesterinnen, führte die Agentur aus, und zwar die Thatte’s Shankar Seva Samiti und die Jnana Prabhodini. Die Stadt spiele eine Vorreiterrolle in der Priesterinnen-Ausbildung. Aber nicht nur dort: Auch die Schulbildung der Mädchen treibe sie voran, und sie habe als eine der ersten Städte Indiens den Witwen die Wiederverheiratung erlaubt – etwas, was laut Women’s eNews in der traditionellen Hindu-Kultur nicht vorgesehen ist.

In anderen Regionen Indiens würden hingegen Frauen weiterhin daran gehindert, die Tempel zu betreten, schrieb die Online-Agentur vor sieben Jahren.

Priesterinnenschulen 2007 offiziell eröffnet

Die beiden Schulen existieren offiziell seit 2007, wie Uca News, laut eigenen Angaben «Asiens vertrauenswürdigste unabhängige katholische Nachrichtenquelle» am 8. August letzten Jahres berichtete. Erste Kurzausbildungen für angehende Priesterinnen fanden aber bereits in den 1980 beziehungsweise 1990er-Jahren statt – über die genauen Anfänge sind sich die Berichte uneinig.

Wie viele Hindu-Priesterinnen daraus hervorgingen, ist offenbar nicht klar bezeugt. Auf 1’600 schätzte der Chefbibliothekar des Orient-Forschungsinstituts Bhandarkar in Pune ihre Anzahl, wie Uca News im August schrieb. Auch Frauen aus der niederen Kaste der Dalit, der früheren Unberührbaren, werden inzwischen als Tempel-Priesterinnen angestellt, wie ein Beispiel aus der südindischen Stadt Karnataka im letzten Oktober zeigte (Uca News, 3. Oktober 2014)

Schützenhilfe vom Obersten Gerichtshof

Der Neuerungen im Hindu-Priesterstand hat im Januar 2014 gerichtliche Unterstützung erhalten. Der Oberste Gerichtshof Indiens entzog zwei Brahmanen-Familien die Rechte über Priesterwahl und Opfergaben, den diese über einen beliebten Wallfahrtstempel im Bundesstaat Maharashtra beanspruchten (Vitthal Rukmini, Pandharpur). So konnte das Tempel-Komitee neben acht Priestern auch zwei Priesterinnen wählen, die das Puja-Ritual Ende Juli vollzogen – ein Novum in der 900-jährigen Geschichte des Tempels, wie die Tageszeitung The Hindu am 2. August 2014 sowie Spiegel Online am 15. Dezember 2014 schrieben.

Die Religion sei ein gutes Vehikel, den Wandel in die Gesellschaft zu tragen, zitierte Spiegel Online eine Priesterin mit den Worten: «Wenn es normal wird, dass Frauen die Riten leiten, werden ihre Geschlechtsgenossinnen im Alltag auch mehr Respekt erfahren.» (rp)

Siehe auch: Die ersten vier Hindu-Priesterinnen in Bern

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https://www.kath.ch/newsd/hindu-priesterinnen-in-indien-keinerlei-neuheit/