Luzern und Basel: Mohammed als Fasnachtssujet?

Luzern/Basel, 8.1.15 (kath.ch) Dürfen Karikaturen zu Mohammed oder die Anschläge auf Charlie Hebdo in Paris zum Sujet an der diesjährigen Fasnacht werden? Kath.ch hat sich in den Fasnachtshochburgen Luzern und Basel erkundigt.

Sylvia Stam

Das Kölner Karnevalskomitee hat für die diesjährige Fasnacht aus Sicherheitsgründen einen Wagen nicht zum Umzug zugelassen, weil er den Anschlag auf Charlie Hebdo zum Sujet wählte. In den Schweizer Fasnachtskomitees an der Reuss und am Rhein hofft man stattdessen auf die Vernunft der Fasnächtler.

Das «Lozärner Fasnachtskomitee» habe keine Zensurrichtlinien, sagte dessen Mediensprecher Bruno Spoerri auf Anfrage von kath.ch. Es sei allenfalls Sache der Behörden, ein Sujet aus dem Umzug zu nehmen. Angemeldet sei für dieses Jahr kein Sujet, welches Mohammed-Karikaturen oder den Anschlag auf Charlie Hebdo zum Thema habe. An der Luzerner Fasnacht, die mit dem Umzug am kommenden Schmutzigen Donnerstag, 12. Februar, einen ersten Höhepunkt erreicht, seien aber neben den etwa 35 bis 40 angemeldeten Nummern bis zu 50 so genannte «Wilde» zu erwarten, erklärte Spoerri weiter. Dabei handelt es sich um so genannte «Grinde», also maskierte Personen, die sich in kleinen Gruppen von mindestens zwei Personen zwischen die offiziellen Nummern in den Umzug drängen. Von Seiten des Komitees werde dies toleriert, so Spoerri. Falls sich unter den «Wilden» ein anstössiges Sujet befinde, sei es Sache der Behörden, einzugreifen.

Weniger Subventionen für anstössige Sujets

Auch in Basel hat das «Fasnachts-Comité» keine Zensurmöglichkeit, wie dessen Sprecher Alexander Sarasin auf Anfrage von kath.ch antwortet. Das Comité sehe die Sujets erst an der Fasnacht selber, und es bewerte diese erst nach der Fasnacht. «Hier hat das Comité die Möglichkeit, Abzüge bei der Subvention zu machen, falls es der Meinung ist, dass ein Sujet in irgendeiner Weise zu weit geht.»

Das Basler Fasnachts-Comité ist grundsätzlich der Meinung, «dass jedes Thema aufgegriffen werden kann». Dies müsse aber mit dem nötigen Respekt geschehen: «Es sollen keine verletzenden oder abwertenden Aussagen gemacht werden», so Sarasin. Im Zusammenhang mit religiösen Sujets empfiehlt das Basler Comité: «Im Islam sind Allah und Mohammed so gross, dass sie nicht dargestellt werden sollen. Im Christentum sollen zum Beispiel religiöse Handlungen wie das Verteilen von Hostien unterlassen werden, da dies religiöse Gefühle verletzt.» Möglich sei jedoch die Darstellung von Priestern oder Bischöfen in humoristischer oder persiflierender Form.

Katholische Kirche ist out

Eine Kürzung der Subvention sei in den letzten 15 Jahren einmal vorgekommen, als auf einer «Laterne» ein antisemitischer Spruch zu lesen war. Dies zeigt laut Sarasin, «dass die Fasnächtler ein Sensorium für heikle Sujets haben».

Auch in Luzern haben die Behörden gemäss Spoerri bei einem angemeldeten Sujet noch nie eingreifen müssen. Überhaupt sei Religion wenig Thema, selbst in der katholischen Innerschweiz.

Im Fokus stünden dieses Jahr eher Politiker, verrät Spoerri, und verweist auf die Nackt-Selfie-Geschichte vom letzten Sommer in Baden (AG). Auch in Basel führt von den rund 160 erkennbaren Sujets das Thema Soziale Medien die Rangliste an: 29 mal seien Selfies ein Thema, 17 mal die exzessive Nutzung von Google oder Whatsapp. Insgesamt prophezeit das Basler Comité gemäss Medienmitteilung vom Donnerstag, 5. Februar, für 2015 eine «gesellschaftskritische und politische Fasnacht, die über den Tellerrand hinausschauende Themen aufgreift.» Als Sujets definitiv out seien erstmals die katholische Kirche und der Papst… (sys)

 

 

 

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