Papst: Kirchen dürfen sich nicht gegenseitig Gläubige abwerben

Rom, 26.1.14 (kath.ch) Papst Franziskus hat der gegenseitigen Abwerbung von Gläubigen unter christlichen Kirchen eine Absage erteilt. «Das gemeinsame Engagement, das Evangelium zu verkünden, erlaubt, jede Form von Proselytenmacherei und die Versuchung zum Konkurrenzkampf zu überwinden», sagte er am Sonntag, 25. Januar, in Rom beim traditionellen ökumenischen Wortgottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Alle Christen seien im «Dienst ein und desselben Evangeliums», so der Papst.

Zugleich forderte Franziskus in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern dazu auf, «alles polemische oder apologetische Verhalten» abzulegen und gemeinsam das Verbindende zwischen allen Christen zu suchen. So könnten «viele von der Vergangenheit ererbte Streitigkeiten unter den Christen» überwunden werden.

Weiter wandte sich der Papst in seiner Predigt gegen ein intellektuelles Schaulaufen im ökumenischen Dialog. Die Einheit der Christen werde nicht das Ergebnis «raffinierter theoretischer Diskussionen» sein, in denen jeder versuche, den anderen von der Stichhaltigkeit der eigenen Ansichten zu überzeugen. Nötig dazu sei vielmehr die Erkenntnis, dass wir uns «gegenseitig brauchen, um in die Tiefe des Geheimnisses Gottes einzudringen», erklärte Franziskus. Um einander zu verstehen und in der Liebe und der Wahrheit zu wachsen, müsse man «innehalten, einander annehmen und einander zuhören». «Auf diese Weise beginnt man bereits, Einheit zu erleben», sagte Franziskus.

Jesus als Vorbild

Der Papst verwies auf das Vorbild Jesu Christi. Es ermutige dazu, eine «gelassene, unbeschwerte Gegenüberstellung» mit dem zu suchen, der anders ist, als man selbst. Jesus zeige, dass eine solche Begegnung mit dem Fremden «uns wachsen lassen kann».

An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen wie in den Vorjahren ranghohe Repräsentanten der christlichen Kirchen teil. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, wurde durch den Metropoliten Gennadios vertreten. Der anglikanische Erzbischof David Moxon vertrat das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Sie beteten zu Beginn des Gottesdienstes in Sankt Paul vor den Mauern gemeinsam mit dem Papst am Grab des Apostels Paulus. (cic)

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