Nach Attentat auf «Charlie Hebdo»: Was sagen Kirche und Schule?

Zürich, 8.1.14 (kath.ch) Das Attentat auf die Redaktion des «Charlie Hebdo» bewegt die Menschen auch hierzulande. Wie gehen Kirchgemeinden und Religionslehrer in der Schweiz mit der Betroffenheit der Menschen um?

Von Sylvia Stam

Emmen LU hat einen grossen ausländischen Bevölkerungsanteil. Das Attentat auf die Redaktion des «Charlie Hebdo» erschüttert auch die dortige Kirchgemeinde. Gabriela Inäbnit, Pastoralassistentin der Pfarrei St. Maria, sagt gegenüber kath.ch: «Die grosse Herausforderung ist es in solchen Fällen, eine Aktualität aufzunehmen und dennoch nicht in Resignation zu verfallen.» Dieser Reaktion stellt sie den Glauben entgegen, «dass Gott selbst eine unerschöpfliche Kraftquelle ist. Er stärkt uns, in jeder Begegnung aktiv das zu tun, was zum Aufbau einer friedlichen Gemeinschaft beiträgt.»

Die Pfarreileitenden der vier Emmer Pfarreien sehen dies als dauerhaften Auftrag an. Sie versuchen grundsätzlich die Menschen in einem gemeinsamen Zeichen der Solidarität für die Anliegen des Friedens, der Freiheit und der Menschenwürde zu sensibilisieren. Wie dies konkret geschehen soll, ist aber derzeit noch offen.

Resistent gegen extremistische Strömungen

Urs Steiner, Pfarrer in der multikulturellen Zuger Pfarrei Guthirt, hat im Morgengottesdienst eine Fürbitte gesprochen für die Getöteten und deren Angehörige. «Das mache ich immer bei solchen Katastrophen», so Steiner, in dessen Pfarrei Menschen aus 123 Nationen leben. Er fürchtet keine negativen Reaktionen im Sinne der Pegida-Bewegung in Deutschland. «Auf dem Pfarreigebiet leben viele Muslime, wir leben seit 30 Jahren gut zusammen. Ich halte das Klima für resistent gegen extremistische Strömungen», sagte Steiner gegenüber kath.ch.

Auch bei den Kapuzinern wird das Thema diskutiert: «Wir haben freitags jeweils ein Fürbittgebet», sagt Adrian Müller, Guardian im Kapuzinerkloster Rapperswil, «darin nehmen wir neu auch Anliegen für den Weltfrieden auf.» Am Sonntagnachmittag würden zudem Kerzen in der Klosterkirche im Gedenken an den Weltfrieden brennen. In den persönlichen Anliegen, welche die Menschen zu den Kapuzinern tragen, sei der Anschlag in Paris jedoch bislang kein Thema.

Schüler sensibilisieren

Aufgegriffen wird das Thema auch im Religionsunterricht: «Die Schülerinnen und Schüler sind betroffen und bewegt», sagt Benno Bühlmann, der an der Kantonsschule Alpenquai Luzern Religionskunde und Ethik unterrichtet. Nebst einem Austausch reflektiert er mit den Klassen auch medienethische Fragen wie jene nach den Grenzen der Karikatur.

Auch Franziska Ziegler, die an der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur das Freifach Religion unterrichtet, berichtet von der Möglichkeit, solche Themen in ihrem Unterricht aufgreifen zu können: «Wenn Einzelne mich auf solche Ereignisse ansprechen, gehe ich darauf ein. Je nach Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler habe ich auch die Möglichkeit, eine Lektion der Diskussion hierüber zu widmen.» Eine konkrete Aktion wie die Demonstration der Journalisten sei jedoch nicht geplant. (sys)

 

 

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/mit-glauben-gegen-resignation/