Kindermord von Flaach: Pfarrerin lädt zu Gebetstreffen ein

Flaach ZH, 7.1.15 (kath.ch) Im Zürcher Dorf Flaach ist der Schock nach der Tötung von zwei Kindern durch ihre Mutter gross. Der katholische Pfarrer erwähnte am Sonntag die Kinder in seiner Predigt und die reformierte Pfarrerin lädt am Freitag die Menschen zu einem Gebetstreffen ein.

Von Regula Pfeifer

«Auf die Idee, man könne sich in einer seelischen Notlage an die Kirche wenden, kommt schon gar niemand mehr», twitterte der Zürcher SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti am Montag und spielte dabei auf den tragischen Tod von zwei Kindern im Flaach ZH an. Für die Familie in Flaach, deren Kinder am 1. Januar tot aufgefunden worden waren und deren Mutter laut der Staatsanwaltschaft inzwischen gestanden hat, sie erwürgt zu haben, mag das stimmen. Weder die reformierte oder katholische Kirche vor Ort, noch die Bewohner des Dorfes hatten Kontakt zur Familie, die erst im August zugezogen war, konnten also nicht helfen. Dabei funktioniere hier die Dorfgemeinschaft noch, man besuche und helfe sich gegenseitig, wie die reformierte Pfarrerin Madeleine Peter auf Anfrage sagte.

Nach der Tat übernahmen die Kirchen trotzdem eine wichtige Rolle in der Verarbeitung des Dramas. Das katholische Pfarramt St. Pirminius, das unter anderem für die Gemeinde Flaach zuständig ist, thematisierte den Vorfall im Gottesdienst vom letzten Sonntag. Pfarrer Benignus Ogbunanwata erwähnte die verstorbenen Kinder in seiner Predigt und schloss die Familie ins Gebet ein, wie er auf Anfrage sagte. Es gehe nicht darum, jemanden zu verurteilen, fügte er an. Laut seiner Einschätzung handelt es sich um eine Verzweiflungstat. Unter den Kirchgängern habe er eine grosse Betroffenheit und eine Sprachlosigkeit wahrgenommen.
«Wir sollten für die Menschen da sein, wenn sie es brauchen», ist der katholische Pfarrer überzeugt. Auch bei anderen tragischen Vorfällen in seiner Pfarrei engagierte er sich. Aus christlicher Überzeugung sei man verpflichtet, Betroffene zu unterstützen, auch wenn sie aus der Kirche ausgetreten sind. «In solch tragischen Fällen frage ich nicht nach», so Ogbunanwata.
Auch die reformierte Pfarrerin Madeleine Peter bietet ein Treffen für die Verarbeitung des tragischen Vorfalls an. Für den kommenden Freitagabend hat sie ein Gebetstreffen organisiert, bei dem das Tötungsdrama im Vordergrund steht: «Ich fand, das sei jetzt wichtig», erklärt sie. Das Begräbnis der Kinder findet offenbar nicht in Flaach statt, keine der beiden Kirchgemeinden ist angefragt worden.

Die Familie hätte sich jederzeit an die reformierte Kirchgemeinde wenden können, erklärt die Pfarrerin. Rund um die Uhr sei jemand erreichbar, mit dem man reden könne, das Telefon werde jeweils weiter geleitet.

Die katholische Kirche hilft auch indirekt, indem sie Beratungs- und Fachstellen finanziell unterstützt, die sich um Erziehungs- und Partnerschaftsprobleme kümmern, etwa das Hilfswerk Caritas, der katholische Frauenbund und weitere Organisationen.

Kinderhilfe arbeitet mit Kesb zusammen

Eine davon ist die Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen, die laut Geschäftsführer Christoph Wick eine christlich-humanistische Grundhaltung pflegt. Zu ihr kommen Eltern meist aus eigenen Antrieb und seien motiviert, die Probleme anzugehen, so Wick. In anderen Situationen, bei denen Eltern nicht in der Lage seien, selbst Hilfe zu holen – etwa Eltern mit psychischer Erkrankung oder Suchterkrankung – werde oft die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) involviert. Mit ihr arbeitet die Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen zusammen. Sie vermittelt gefährdeten Kindern und Jugendlichen einen vorübergehenden Platz in einer Gastfamilie.

Oft sähen Eltern ein, dass sie ihre Elternrolle vorübergehend nicht wahrnehmen könnten und seien dann einverstanden mit der Fremdplatzierung ihrer Kinder, andere hingegen nicht, so Wick. «Für sie bedeutet die Fremdplatzierung ihrer Kinder eine Kränkung, die Wut hervorruft und das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein». Besonders stark dürfte die Reaktion bei jenen Eltern sein, die nicht wissen dürfen, wo ihr Kind ist. Das gebe es äusserst selten, fügt Wick an. Und in jedem Fall engagiert sich seine Beratungsstelle dafür, dass Eltern und Kinder sich möglichst rasch wieder treffen könnten, auch an einem vereinbarten Treffpunkt. «Denn Eltern bleiben Eltern», bringt es Wick auf den Punkt. (rp)

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