Chur: Katholiken unterstützen Beratungsstelle Adebar weiterhin

Chur, 31.10.12 (Kipa) Mit 64 zu 5 Stimmen hat das Corpus Catholicum in Chur am Mittwoch den Antrag von Generalvikar Martin Grichting abgelehnt, die Familienberatungsstelle Adebar nicht mehr zu unterstützen. Damit erhält die staatliche Beratungsstelle von der Katholischen Landeskirche Graubünden weiterhin finanzielle Hilfe. Adebar fördere die Abtreibung, erklärte der Generalvikar.

Wie schon im vergangenen Jahr versuchte der Generalvikar die Legislative der Katholischen Landeskirche Graubünden davon zu überzeugen, dass der bisher jährlich an die Familienberatungsstelle Adebar ausgerichtete Beitrag von 15.000 Franken nicht mehr zu sprechen sei.

Die überwiegende Mehrheit des Corpus Catholicum folgte gemäss einer Meldung der Südostschweiz dem Gegenantrag der Verwaltungskommission. Entsprechend erhält Adebar den Beitrag von 15.000 Franken auch für das kommende Jahr. Allerdings wurde die Beratungsstelle vom Corpus Catholicum neu verpflichtet, das Geld explizit nicht für die Beratung von Frauen mit Konfliktschwangerschaften zu verwenden, sondern für seine vielen anderen Tätigkeitsfelder.

Moralische Qualifikation einer Handlung

Der Kirche sei es ist ein wichtiges Anliegen, Frauen zu helfen, die durch eine Schwangerschaft in eine Notsituation geraten sind. Für dieses Anliegen sollten auch mehr finanzielle Mittel freigestellt werden als «lediglich jährlich 15.000 Franken», so der Generalvikar gemäss Redetext. Auch im Namen von Bischof Vitus Huonder empfahl er, die Organisation «Ja zum Leben Region Ostschweiz und Graubünden» zu unterstützen.

Er sprach sich dafür aus, die Beratungsstelle Adebar nicht mehr weiter zu unterstützen. Adebar sei als staatliche Beratungsstelle gesetzlich in ihrer Beratungstätigkeit verpflichtet, über Abtreibungsmethoden zu beraten. Davon könne Adebar sich nicht distanzieren. Die Stelle schaffe die «rechtlich unabdingbare Voraussetzung für die Vornahme von Abtreibungen». Dabei sei nicht die konkrete Zahl der daraus resultierenden Abtreibungen entscheidend. Entscheidend sei vielmehr die moralische Qualifikation einer Handlung. «Unsere Staatsanwaltschaften ermitteln auch nicht erst beim fünften oder zehnten Mord, sondern schon beim ersten», sagte Grichting gemäss Redevorlage.

Pille danach und Spirale

Auch die übrige Beratungstätigkeit von Adebar sei geprägt von «der Mentalität der Abtreibung». Bei der Verhütungsberatung werde die «Pille danach» propagiert. Adebar propagiere ferner in ihrer Aufklärungsarbeit an den Schulen auch die Spirale.

Die Kirche setze diese beiden Praktiken mit der Abtreibung gleich, weil sie darauf ausgerichtet seien, einen Embryo an der Einnistung zu hindern und ihn so abzutreiben.

Die Beratungsstelle könne man nicht in «ein gutes Adebar» auftrennen, das helfe und mit dem auch die katholische Kirche finanziell verflochten sein dürfe, und in ein «böses Adebar, das Tötungslizenzen ausstellt».

Die Beratung dürfe nicht im Widerspruch zur kirchlichen Lehre geschehen. Die Schweiz habe «die Abtreibung im Jahr 2002 weitgehend legalisiert». Bei unter 16-Jährigen verlange das Schweizerische Strafgesetzbuch eine zwangsweise Beratung durch eine unabhängige Stelle. In diesem Sinn habe der Kanton Graubünden Adebar als eine solche unabhängige Stelle beauftragt und somit gesetzlich verpflichtet, über Abtreibung zu beraten.

Hier könne die Kirche nicht mehr mit dem Staat mitgehen. Letztlich berühre die Diskussion um Adebar die gleichen Grundfragen wie in den 1990er Jahren die Debatte über die Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland. Auch damals habe es sich darum gehandelt, «durch das Ausstellen einer Bescheinigung über die Beratung letztlich die Abtreibung zu ermöglichen», so Grichting.

(kipa/com/gs)

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/chur-katholiken-unterstuetzen-beratungsstelle-adebar-weiterhin/