Papst erhebt Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin

Rom, 7.10.12 (Kipa) Papst Benedikt XVI. hat die heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) zur Kirchenlehrerin erhoben. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes verlieh Benedikt XVI. der mittelalterlichen Mystikerin am Sonntag auf dem Petersplatz den Titel «Doctor ecclesiae». Hildegard von Bingen ist die erste Frau aus dem deutschen Sprachraum und die vierte Frau überhaupt, der diese hohe Ehre zuteil wird.

Zuvor waren schon Teresa von Avila, Katharina von Siena und Thérèse von Lisieux zu Kirchenlehrerinnen erhoben worden. Zusammen mit Hildegard verlieh der Papst dem Spanier Johannes von Avila (1500-1569) diesen Titel.

Als Kirchenlehrer verehrt die katholische Kirche Heilige, die eine herausragende Bedeutung für die Glaubenslehre haben. Insgesamt gibt es nun 35 Kirchenlehrer. Aus dem deutschen Sprachraum kommen ausser Hildegard von Bingen Albertus Magnus (um 1200-1280) sowie der Jesuit Petrus Canisius (1521-1597).

Vor über 300 Kardinälen und Bischöfen

Der eigentliche Ritus der Erhebung auf dem Petersplatz war schlicht. Er unterscheidet sich im Grundsatz nicht wesentlich von einer Heiligsprechung. Kardinal Amtao trug dem Papst auf dem Petersplatz zu Beginn des Gottesdienstes die Bitte um eine Erhebung Hildegards von Bingen zur Kirchenlehrerin vor. Anschliessend stellte die Äbtissin der Abtei St. Hildegard in Eibingen, Clementia Killewald, das Leben der Heiligen vor – das Kloster war von 1165 von Hildegard gegründet worden. Benedikt XVI. sprach daraufhin die lateinische Erhebungsformel. Die Kulisse war jedoch prominenter als sonst zu Heiligsprechungen auf dem Petersplatz: Über 300 Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt waren zur Eröffnung der Weltbischofssynode über die Neuevangelisierung angereist, unter ihnen auch mehrere aus Deutschland.

«Anerkannte geistliche Autorität»

Benedikt XVI. würdigte am Sonntag Hildegard als Frau mit einem «prophetischen Geist» und einer «ausgeprägten Liebe zur Schöpfung». Sie habe zudem eine «leidenschaftliche Fähigkeit» besessen, die «Zeichen der Zeit zu unterscheiden», sagte der Papst in seiner Predigt. Die Heilige habe einen «wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet». Sie sei eine Frau von «lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität» und «anerkannter geistlicher Autorität» gewesen, die immer eine «grosse und treue Liebe» zu Christus und seiner Kirche bewahrt habe.

(kipa/cic/pem)

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