Irischer Kardinal weist Vertuschungsvorwürfe zurück

Armagh/Dublin, 3.5.12 (Kipa) Der katholische Primas von Irland, Kardinal Sean Brady, weist neue Vorwürfe der Vertuschung von Missbrauchsfällen in den 1970er Jahren scharf zurück. Die Behauptung, er habe in der Untersuchungskommission eine leitende Funktion innegehabt, sei irreführend und unwahr, erklärte Brady am Mittwoch in Armagh.

In einer TV-Dokumentation hatte der Sender BBC am Dienstagabend berichtet, internen Kirchendokumenten zufolge habe Brady 1975 bei der Anhörung eines dringend verdächtigen Geistlichen eine aktive, investigative Rolle gespielt. Trotz besseren Wissens habe er die Eltern der missbrauchten Kinder nicht vor dem Priester gewarnt.

Bereits im Zuge der Enthüllungen der vergangenen Jahre war dem heutigen Kardinal vorgeworfen worden, als Mitglied eines geistlichen Untersuchungskomitees Informationen über sexuelle Übergriffe des Ordenspriesters Brendan Smyth nicht an die Behörden weitergeleitet zu haben. Brady hatte sich mit dem Umstand verteidigt, dass er den Anhörungen der Opfer lediglich als Protokollant beigewohnt habe. Smyth wurde 1997 wegen 90 Fällen von Kindesmissbrauch verurteilt.

Brady hatte 2009 mit Blick auf seine damalige Rolle erklärt, dass er sein Amt aufgeben würde, falls durch ihn Kinder gefährdet worden seien. Die neuen Enthüllungen riefen daher heftige Kritik und Rücktrittsforderungen hervor. Justizminister Alan Shatter bezeichnete die Vorgänge als «tragisch und schockierend».

Einfacher Protokollant

Brady betonte, die in der Sendung gezeigten Dokumente wiesen ihn eindeutig als Schriftführer oder Protokollanten aus. Die gesammelten Beweise habe er an seinen Bischof Francis McKiernan weitergeleitet und darauf vertraut, dass McKiernan und die verantwortlichen Führer von Smyths Orden die erforderlichen Schritte einleiten würden. Dies wäre auch nach heutigen Kinderschutzrichtlinien die richtige Vorgehensweise gewesen, unterstrich Brady. Als einfacher Protokollant habe er keinerlei Weisungsbefugnis über Smyth gehabt.

Als er erfahren habe, dass die Kirchenoberen Smyth auch nach Bekanntwerden der Vorwürfe nicht davon abgehalten hätten, weiter Kinder zu missbrauchen, sei er geschockt und wütend gewesen, berichtet Brady weiter. Allerdings erkenne er auch an, dass dies in einer problematischen Kultur des Schweigens und des Gehorsams in der Gesellschaft und der Kirche begründet gewesen sei. Diese Kultur sei heute jedoch «glücklicherweise Vergangenheit».

Vorsätzlich verzerrt dargestellt

Der Kardinal warf den Machern der BBC-Dokumentation vor, die Abläufe vorsätzlich verzerrt dargestellt und seine Rolle falsch wiedergegeben zu haben. So sei der Eindruck entstanden, dass die Kirche keinerlei Antwort auf die Nachfragen des Senders gegeben habe; das Gegenteil sei der Fall: Der Vatikan-Beauftragte für die Untersuchung der Missbrauchsfälle, Charles Scicluna, habe den Produzenten sechs Wochen vor der Ausstrahlung ein ausführliches Statement geschickt, in dem er das damalige Vorgehen Bradys verteidigt habe.

Brady drückte erneut sein ausserordentliches Bedauern für die Missbrauchsfälle und das Versagen der verantwortlichen Kirchenstellen aus. Die neuen Kinderschutzrichtlinien, für deren Einsetzung er selbst gearbeitet habe, würden dies künftig verhindern.

(kipa/kna/job)

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