Bischof Markus Büchel kann sich Diakonat der Frau vorstellen

St. Gallen/Aarau, 24.4.11 (Kipa) Er könne sich vorstellen, dass der Diakonat der Frau ein Schritt in Richtung Frauenordination sein könne. Diese Aussage des St. Galler Bischofs Markus Büchel (61) in einem Interview im aktuellen Pfarrblatt des Bistums hat die Zeitung «Der Sonntag» (Aarau) veranlasst, dem Thema in der Oster-Ausgabe breiten Raum einzuräumen.

Der Druck in der Frage der Frauenordination sei «riesig», sagte der St. Galler Bischof im Interview mit dem Pfarrblatt seines Bistums. Es sei einfacher, «über eine allfällige Heirat eines Priesters zu diskutieren als über eine Tradition, die es in der römisch-katholischen Kirche noch nie gab». Dennoch müssten Schritte gesucht werden, die dahin führen. «Ich könnte mir vorstellen, dass der Diakonat der Frau ein solcher Schritt sein könnte», erläuterte Büchel weiter.

Frage kann man nicht mehr ausweichen

Gleichzeitig müsse man aber Verständnis dafür haben, wenn diese Frage nicht gleich morgen gelöst werden könne. Der Frage könne man jedoch auch nicht ausweichen. Zwar habe man eine Weike gesagt, dass man nicht darüber diskutieren dürfe. Doch das sei «etwas vom Schwierigsten in der heutigen Gesellschaft. Das können wir uns nicht mehr leisten».

Die Weltkirche müsse sich dahingehend entwickeln, dass nicht alles zentralistisch entschieden werde, meinte Büchel: «Wir sollten in der Einheit sein, aber nicht überall in der Einheitlichkeit». Der Heilige Geist solle nicht instrumentalisiert werden. Man könne aber beten, «dass er uns den Weg weist und die Zeichen der Zeit erkennen lässt».

Höchste Anerkennung gibt es vom Bischof für die konkrete Arbeit der Frauen in der Kirche: «Was die Frauen in unseren Seelsorgeteams bewirken, ist nach aussen gar nicht fassbar. Schon die Kultur in einem Team ist eine andere, wenn Frauen dabei sind. Ganz wichtig ist, dass heute auch die offiziellen Verkünder der Frohen Botschoft in der Katechese bis auf wenige Ausnahmen Frauen sind. Das ist neu.»

Frauenbild der katholischen Kirche diskutieren

Unterstützung erhält der St. Galler Oberhirte in «Der Sonntag» unter anderen von Christoph Darbellay, dem Präsidenten der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) der Schweiz: «Persönlich bin ich für die Frauenordination. Ich sehe nicht ein, warum die Frauen ein kirchliches Amt nicht ebenso gut ausüben können wie Männer.»

Der ebenfalls von der Zeitung befragte katholische Theologe Christoph Schmitt (Luzern), derzeit einer der Sprecher beim «Wort zum Sonntag» im Schweizer Fernsehen, fordert eine Diskussion darüber, «was für eine Vorstellung die katholische Kirche von den Frauen hat». Er wünscht sich vom Vatikan «eine eindeutige Stellungnahme, dass das Frauenbild der katholischen Kirche gnadenlos veraltet ist». In seinen Augen wäre der Diakonat der Frau ein erster Schritt zum Frauenpriestertum. Der Luzerner Theologie-Professor Walter Kirchschläger weist schliesslich darauf hin, dass aus biblischer Sicht «nichts gegen die Frauenordination» spreche.

Demgegenüber erinnert Walter Müller, Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz, daran, dass die Frage der Priesterweihe derzeit in der katholischen Kirche nicht zur Diskussion steht. Die Kirche sehe sich daran gebunden, dass Jesus Christus bei der Einsetzung des Priestertums im Abendmahl ausschliesslich Männer gewählt habe. Papst Johannes Paul II. habe in diesem Sinne ausdrücklich erklärt, dass «die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben».

Hinweis: Das Interview mit Bischof Markus Büchel im «Pfarreiforum», dem Pfarrblatt im Bistum St. Gallen, im Wortlaut unter: http://www.pfarreiforum.ch/downloads/mantel_6-11.pdf

(kipa/job)

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