Leiter des Priesterseminars Chur geht

Ernst Fuchs: «Schwerwiegende sachliche Differenzen» mit Bischof Huonder

Chur, 15.2.11 (Kipa) Der Regens des Priesterseminars St. Luzi in Chur, Ernst Fuchs, hat seine Demission eingereicht. Gegenüber der Presseagentur Kipa erklärte Fuchs, er wäre gerne per sofort zurückgetreten. Der zuständige Diözesanbischof Vitus Huonder habe ihn aber gebeten, vorerst noch im Amt zu bleiben.

Der Regens ist der Leiter des Priesterseminars und zuständig für die Begleitung aller Theologiestudierenden für das Bistum Chur. Er ist verantwortlich für die Aufnahme ins Priesterseminar und bei der Zulassung zu den Weihen. Die letzte Entscheidung liegt beim Diözesanbischof.

«Ich stelle mein Amt wegen schwerwiegender sachlicher Differenzen mit Bischof Vitus Huonder zur Verfügung», erklärte Fuchs gegenüber Kipa. Er habe diese mehrmals gegenüber dem Diözesanbischof selbst, gegenüber dem Bischofsrat und weiteren diözesanen Räten benannt. «Die jetzige Ausrichtung der Ausbildung unserer zukünftigen Seelsorgerinnen und Seelsorger stiess dort zwar grossmehrheitlich auf Zustimmung, konnte aber den Bischof nicht überzeugen.»

Durch seine Demission habe Bischof Vitus Huonder «nun freie Hand, einen Regens zu ernennen, der die persönlichen Schwerpunkte und Vorlieben des Bischofs umsetzen kann», folgert Fuchs.

Zwischen Fuchs und dem Bischof ist es in letzter Zeit zu «sachlichen Differenzen» gekommen. Zu einer Aussprache zwischen den beiden kam es unter anderem bei einem Treffen von Priesterrat und Rat der Laientheologinnen, Laientheologen und Diakone im November. Die Seminargemeinschaft sei im letzten Studienjahr von «mehreren Unruhen aufgewühlt worden», erklärte Fuchs bei dem Anlass. Wie die Presseagentur Kipa in Erfahrung brachte, waren konservative Studenten aus Polen Ursache für diese «Unruhen».

«Eigene Priester» und Petrusbruderschaft

Angesprochen wurde damals auch die Absicht des Bischofs, für die Betreuung der Aufgaben rund um die «ausserordentliche Form der Liturgie eigene Priester heranzubilden». Bischof Huonder versicherte den Räten, dass damit «keine Parallelentwicklung» beabsichtig sei, sondern vielmehr die direkte Einflussnahme des Bischofs auf diese Kreise und deren Einbindung ins Bistum.

Der Bischof wünscht sich anscheinend einen Klerus, der dem Priesterbild der konservativen Petrusbruderschaft entspricht, schrieb Ende 2010 der Chefredaktor des Zürcher Pfarreiblatts «Forum», Thomas Binotto, in einer Analyse der Situation im Bistum mit dem Titel: «Wohin führt der Bischof von Chur ’sein’ Bistum?»

Junger Regens

Fuchs ist am 16. Mai 1968 in Einsiedeln geboren und in Willerzell SZ aufgewachsen. Nach der Matura in Einsiedeln (1988) studierte er von 1988 bis 1992 Slawistik in Bern und Prag und von 1992 bis 1997 Theologie in Freiburg (Schweiz) und Rom. Fuchs war nach Abschluss des Theologiestudiums vier Jahre als Pastoralassistent in der Pfarrei Maria Krönung in Zürich und ein Jahr in Zernez GR tätig. Nach der Priesterweihe 2003 wirkte Ernst Fuchs als Vikar in Sachseln OW und als Pfarrer in Trun GR. Von September 2008 bis März 2009 war er Subregens des Priesterseminars St. Luzi. Anschliessend ernannte in Bischof Huonder zum Regens.

Bischof Vitus Huonder wird bis spätestens Freitag, 18. Februar, klärende Fakten zum Rücktritt von Ernst Fuchs kommunizieren, teilt der Bischöfliche Beauftragte für Medien und Kommunikation des Bistums, Giuseppe Gracia, mit.

(kipa/arch/gs/bal)

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