"Dei verbum" ist eine der vier Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Vatikan

Zwischen Aufbruch und Verunsicherung: Das Zweite Vatikanische Konzil fordert bis heute heraus

Liberale wie Konservative in der Kirche berufen sich bis heute auf den «Geist des Konzils». Der Euphorie des Zweiten Vatikanums vor 50 Jahren folgte grosse Aufbruchstimmung, aber auch eine Zeit der Verunsicherung.

«Dei verbum» ist eine der vier Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils. | © KNA
17. September 2015 | 12:16
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Zweites Vatikanisches Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war das wichtigste kirchliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Es leitete umfangreiche Reformen der katholischen Kirche ein. Dazu zählen Gottesdienste in der Muttersprache, die Anerkennung der staatlichen Religionsfreiheit, ein stärkeres Miteinander der christlichen Konfessionen (Ökumene) und der Dialog mit nichtchristlichen Religionen, darunter die Aussöhnung mit dem Judentum.

Das Konzil war die bisher letzte Versammlung, bei der alle katholischen Bischöfe Beschlüsse fassten. Stimmberechtigt waren rund 2800 Mitglieder. Diese «Konzilsväter» sassen auf im Petersdom aufgestellten Tribünen und diskutierten auf Latein. Ihre Redezeit betrug anfangs zehn, später acht Minuten.

Die Versammlung, die am 11. Oktober 1962 unter Papst Johannes XXIII. (1958-1963) begonnen hatte, endete am 8. Dezember 1965 unter Papst Paul VI. In vier Sitzungsperioden von jeweils drei Monaten erarbeiteten die Konzilsväter 16 Dokumente: 4 Konstitutionen, 9 Dekrete und 3 Erklärungen. Schlüsseltexte sind die Konstitutionen. Eine davon formulierte mit dem Bild des pilgernden Gottesvolkes ein neues Kirchenverständnis. Die Konstitution über die Liturgie mündete in eine 1970 weltweit umgesetzte Reform des Gottesdienstes. Dieser wird seitdem nicht mehr mit dem Rücken zum Volk und in lateinischer Sprache gefeiert, sondern den Kirchenbesuchern zugewandt und in der jeweiligen Muttersprache. Katholische Traditionalisten kritisieren diese Reform bis heute, ebenso wie die neu formulierte Haltung zu Ökumene und Religionsfreiheit. (kna)