Eine Menschenkette um die Welt
Schweiz

Zwei Gebetsketten kreuzen sich am 22. Oktober

Freiburg, 12.10.17 (kath.ch) Mission verbindet die Schweiz mit den Gläubigen anderer Kontinente. Aus dieser Verbindung dürfe man durchaus lernen, sagt Missio-Direktor Martin Brunner-Artho. Der Oktober gilt in der katholischen Kirche als Weltmissionsmonat. Höhepunkt ist jeweils der Weltmissionssonntag, der in diesem Jahr am 22. Oktober gefeiert wird.

Georges Scherrer

In diesem Jahr hat Missio Schweiz Indien zum Schwerpunktthema gemacht. 2016 war es Kenia. Der jährliche Wechsel des Gastlandes soll auf die verschiedenen Facetten der Weltkirche aufmerksam machen, sagt Martin Brunner-Artho, Direktor der Schweizer Niederlassung von Missio. «Ausserhalb der Schweiz gibt es viele Kirchen, in welchen spannende Erfahrungen gemacht werden können. Wir können alle von diesen profitieren.» Wichtig sei der gegenseitige Austausch.

Hier gibt es Leben.

Vier Tage verbrachte Brunner im indischen Bistum Gulbarga. Bischof Robert Michael Miranda ist dort nicht nur der erste Bischof. Er war auch der erste Missionar in jenem Gebiet. Mit ganz einfachen Mitteln begann er den Aufbau der Diözese. Dabei sei es nicht darum gegangen, das Evangelium zu predigen. «Vielmehr musste er die Liebe Gottes verkörpern», so der Chef von Missio Schweiz. Für ihn ist diese Haltung ein faszinierender Ansatz. «Beim Besuch des Bistums merkte ich: Hier gibt es Leben.» Das Bistum mit seinen 8000 Katholiken zählt heute rund sechzig Priester. Diese stammen aus ganz Indien.

Gebetskette als Gemeinschaft

Auf solche Hoffnung vermittelnde Entwicklungen will der Missionsmonat Oktober hinweisen. Ein wichtiges Element des Missionsmonats ist die nationale «Gebetskette». Sie ermöglicht es, ganz unterschiedliche Pfarreien und Vereinigungen in der Schweiz miteinander in Verbindung zu bringen und den «Gemeinschaftssinn» zu fördern.

Dieses Organisations-Element stammt aus der Anfängen der päpstlichen Missionswerke. Pauline Jaricot (1799 – 1862), welche den Grundstein für die päpstlichen Missionswerke legte, sagte, die Mission braucht «den Rappen und das Gebet», also materielle und spirituelle Unterstützung. Die päpstlichen Missionswerke sind darum nicht nur Foundraiser. «Wir wollen vielmehr die Leute für die Weltkirche auch faszinieren», betont Brunner.

Wir wollen die Leute für die Weltkirche auch faszinieren.

Ein weiterer christlicher Wert, der während des Missionsmonat Oktober besondere Bedeutung erlangt, ist die «Geschwisterlichkeit». Diese dürfe nicht mit der «Solidarität» verwechselt werden. Die «Geschwisterlichkeit» nennt Brunner «eine Organisationsform unseres ganzen Werks». Sie soll am Missionssonntag auf dem Globus umfassend zum Ausdruck kommen. Genau an diesem Sonntag wird weltweit in allen Diözesen die Kollekte für die Anliegen von Missio aufgenommen. «Jeder ist ein Geber und auf diese Weise solidarisch.» Solidarität stehe jedoch nicht für Einseitigkeit, sondern Gegenseitigkeit.

Mission ist Geschwisterlichkeit

Diesen Begriff Gegenseitigkeit erklärt Brunner mit dem Wort «Mission». «Die für mich überzeugendste Definition lieferte Papst Franziskus. Er sagte: Du gehst hin und willst, dass alle katholisch werden. Nein! Geh hin und sei ihr Bruder. Begegne ihnen als Bruder und Jesus wird für das Übrige sorgen.»

Bei der Mission gehe es nicht um die Abwerbung von Menschen von anderen Religion. Der Begriff stehe für eine Begegnung, «die offen und transzendent ist auf das Wirken von Jesus Christus». Bekehren könne sich nur jemand selber und vor allem dann, «wenn er von Jesus Christus begeistert ist».

Brunner bezeichnet Mission als einen Dialog, «der nicht in der Sakristei stattfindet». Vielmehr müsse die Begegnung mit dem Anderen, dem «Nächsten» gewagt werden. Begegnungen, die eine spirituelle Tiefe haben, in der Jesus wirken könne, bewirkten Veränderungen.

Solidarität steht nicht für Einseitigkeit, sondern Gegenseitigkeit.

Um solche Veränderungen in den Pfarreien zu fördern, stellt Missio eine ganze Palette an Hilfsmaterialien bereit. Brunner warnt aber: Die heutige Mission müsse nicht – wie früher – durch «Spezialisten» getragen werden. Jeder Getaufte sei zur Mission berufen. Der Missionsmonat lade darum auch dazu ein, «sich des eigenen Auftrags bewusst zu werden». Dieser laute auch dahin, dass man selber an der Mission teilnehme, «welche die ganze Kirche als Grundauftrag hat».

Zwei Gebetsketten treffen sich

Höhepunkt ist der Weltmissionssonntag, der dieses Jahr am 22. Oktober gefeiert wird. Dies ist neben der Sammlung für den Peterspfennig der einzige Sonntag, an welchem gesamtkirchlich weltweit eine Kollekte aufgenommen wird. Das Geld kommt jenen Bistümern zu, welche im Aufbau sind. Das betreffe ungefähr ein Drittel aller Bistümer. Über das Gebet wird dieses Jahr die Verbundenheit mit Indien gezeigt und gleichzeitig die weltweite Verbundenheit der Kirche verdeutlicht.

Die globale Sammelkette kreuzt die nationale Gebetskette.

Die Feier des Missionssonntags beginnt im Bistum Tonga, einem Inselstaat im Pazifik. Eine Stunde später folgt georgraphisch gesehen Neuseeland. Auf diese Weise entsteht eine sonntägliche Gebetskette quer über den Globus, die 13 Stunden nach ihrem Beginn in Ozeanien auch die Schweiz erreicht. Am 22. Oktober kreuzen sich auf diese Weise in der Schweiz die globale Sammelkette und die nationale Gebetskette, welche Missio in der Schweiz organisiert. «Wir haben dann ein Kreuz», meint der Missio-Direktor.

Eine Menschenkette um die Welt | © pixabay cocoparisienne CC0
12. Oktober 2017 | 15:14
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Die Kirche Schweiz anstecken

Martin Brunner-Artho | © Georges Scherrer

Der Missio-Direktor hofft, dass die Kraft, die er in den aufstrebenden Kirchen in Übersee erlebt hat, über den Missionsmonat in die Schweiz findet: «Im indischen Bistum Gulbarga organisieren sich in den Dörfern die Menschen und kommen zusammen. In Gemeinschaften und kleinen Sälen feiern sie ihre Gottesdienste. Man spürt die Begeisterung und das lässt nicht unberührt. Mich motiviert die Glaubenskraft dieser Menschen und ich hoffe, dass sie die Schweizer Kirche anstecken. Darum ist es wichtig, dass die Menschen in der Schweiz mit diesen Kirchen in Kontakt gebracht werden. Wir können sehr vieles teilen, das nicht materiell ist.»