Markus Krall (Mitte) steht der AfD nahe und wurde als Referent des Dekanats Chur ausgeladen.
Schweiz

Zoff im Dekanat Chur: Krall kritisiert Cebulj und Stuker, Dekan wirft hin

Die Ausladung eines der AfD nahestehenden Referenten im Dekanat Chur hat ein Nachspiel. Markus Krall wehrt sich gegen die Kritik. Und Dekan Helmut Gehrmann wirft entnervt das Handtuch. Pikantes Detail: Rektor Christian Cebulj und Generalvikar Jürg Stuker fehlten bei der Dekanatsversammlung.

Raphael Rauch

Markus Krall ist sauer. Der deutsche Goldhändler und Buchautor steht der AfD nahe und hätte am Mittwoch einen Vortrag an der Churer Dekanatsversammlung halten sollen. Doch dann grätschte der Rektor der Theologischen Hochschule Chur dazwischen, Christian Cebulj. «Es ist unsere Pflicht, auf ideologische Tendenzen in Kirche und Gesellschaft hinzuweisen», begründete Christian Cebulj gegenüber kath.ch seine Intervention.

Helmut Gehrmann verteidigt Markus Krall

Doch der Gastgeber des Treffens, der Churer Dekan Helmut Gehrmann, liess sich davon zunächst nicht beeindrucken. In einer E-Mail an Cebulj schrieb Gehrmann: «Herr Krall vertritt sicher Thesen zur gesellschaftlichen Erneuerung, die von manchen als sehr provokant empfunden werden und mit denen nicht jeder übereinstimmen muss. Aber ich gehe davon aus, dass es sich bei der Dekanatsversammlung um erwachsene Menschen handelt, die in der Lage sind, sich selber ein Urteil zu bilden.»

Erst als Generalvikar Jürg Stuker ein Machtwort sprach, lud der Dekan Markus Krall wieder aus. Seitdem ist Markus Krall auf 180. Gegenüber kath.ch erhebt er den Vorwurf, die Einschätzung von Christian Cebulj und dem Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, seien verleumderisch. 

Jürg Stuker, Generalvikar des Bistums Chur.
Jürg Stuker, Generalvikar des Bistums Chur.

Cebulj und Stuker fehlen an der Dekanatsversammlung

Die Vorwürfe seien «konstruiert und falsch, insbesondere der des Antisemitismus, der angesichts meiner bekannten Aktivitäten und meines Eintretens für das jüdische Leben und den Staat Israel an Lächerlichkeit schwer überbietbar ist», behauptet Markus Krall.

Christian Cebulj.
Christian Cebulj.

Am Mittwoch fand die Dekanatsversammlung ohne Markus Krall statt. Zwei prominente Stimmen im jüngsten Konflikt glänzten mit Abwesenheit: Generalvikar Jürg Stuker liess sich von Bischofsvikar Andreas Fuchs vertreten, Rektor Christian Cebulj von Prorektorin Eva-Maria Faber.

Eva-Maria Faber schweigt

Eva-Maria Faber
Eva-Maria Faber

Laut Informationen von kath.ch informierte Dekan Helmut Gehrmann über Markus Kralls Kritik an Cebuljs und Blumes Äusserungen. Schliesslich warf er entnervt das Handtuch und gab bekannt, nicht mehr für das Amt des Dekans zur Verfügung zu stehen.

Bleibt die Frage, warum Rektor Christian Cebulj und Generalvikar Jürg Stuker an der Sitzung am Mittwoch gefehlt haben. Christian Cebulj, der am Wochenende noch grossen Wert darauf gelegt hatte, dass er und nicht allein Jürg Stuker hinter der Ausladung stecke, war für kath.ch nicht zu erreichen. Seine Vertreterin Eva-Maria Faber wollte sich zum Churer Politikum nicht äussern. 

Jürg Stuker fehlte, um «eine kritische Diskussion» zu ermöglichen

Und wo war Jürg Stuker? «Ich habe erwartet, dass es an der Dekanatsversammlung eine kritische Diskussion geben wird, welche ich durch meine Abwesenheit ermöglichen wollte», sagt Jürg Stuker zu kath.ch. Er habe schon länger einen anderen Termin gehabt und daher «Bischofsvikar Andreas Fuchs gebeten, mich als Vorsitzender der Dekanenwahl zu vertreten, was er auch gemacht hat».

Bischof Joseph Bonnemain hat indessen eine weitere Baustelle – und zwar muss er einen neuen Dekan für Chur suchen. Der Bischof bemüht sich um Schadensbegrenzung: «Eine Demission des Dekans hat, zum jetzigen Zeitpunkt, keine Relevanz mehr, da die Amtszeit aller Dekane Ende Jahr sowieso zu Ende geht», sagt Bonnemain zu kath.ch. Bis die neue Wahl stattfinde, würden die Geschäfte vom Stellvertreter des Dekans übernommen.

Bischof Joseph Maria Bonnemain
Bischof Joseph Maria Bonnemain

Michael Blume bekräftigt Kritik

Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, bekräftigte gegenüber kath.ch seine kritische Haltung zu Markus Krall. Dieser drohte inzwischen mit juristischen Schritten. Michael Blume sieht diese gelassen: «Das Verhalten von Herrn Krall überrascht mich nicht. Ich habe meinen Ausführungen zu seinem Werk nichts hinzuzufügen.»

21.11.2022, 21.45 Uhr: Wir haben den Begriff «AfD-Mann» präzisiert: Markus Krall steht der AfD nahe.


Markus Krall (Mitte) steht der AfD nahe und wurde als Referent des Dekanats Chur ausgeladen. | © Keystone
11. November 2022 | 18:03
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