Domherr Thomas Perler in Freiburg.
Schweiz

«Wir dürfen uns jetzt nichts vorspielen»

Thomas Perler, 79, Domherr, Murten

«Ich habe Menschen, die von Panik-Gefühlen verunsichert waren, telefonisch erreicht und versucht sie im Gespräch zu beruhigen. Das tue ich auch als mitarbeitender Priester in der Pfarrei Murten.

Ich habe Bekannte beauftragt, dasselbe in ihrem Umkreis zu tun. Ich rufe sie auf, Gelassenheit zu bewahren und per Telefon oder schriftlich per Post Gelassenheit zu vermitteln.

«Du solltest jeden Tag ein schönes Gedicht lesen»

Ich schicke ihnen Ratschläge wie diese: Du solltest jeden Tag ein schönes Gedicht lesen, dich von Musik oder einem Lied erfreuen lassen, deine Augen öffnen für das Schöne in der Natur und um dich herum und dich zum Himmel wenden im Gebet.

Wir müssen die Einsamkeit, Stille und Ruhe als Chance nutzen und uns dabei selber und anderen in Erinnerung rufen, dass wir uns als gläubige Christen jederzeit in Gottes Hand geborgen fühlen dürfen. «Nada te turbe», sage ich mir immer wieder. Das heisst: Gott verändert sich nicht. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.

In der Kirche lege ich beim Fürbitten-Buch gedruckte Gebete zum Mitnehmen auf. Bei den Gebeten halte ich mich an jene, die das Liturgische Institut in Freiburg für die aktuelle Situation vorschlägt.

«Ich bete für die, die sich um die Kranken kümmern.»

Meine Gebete richten sich an die Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind, die Angst haben vor einer Infektion. Sie sind aber auch an alle gerichtet, die sich nicht frei bewegen können. Ich bete auch für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern, für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmittel suchen, und auch dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhält.

Die Lektüre der Bibel und Mediation helfen auf verschiedene Weise, aktuelle oder passende Bezüge zur Krise zu finden. Unsere Welt wird nur besser, wenn wir unsere Gefühle zeigen, uns freuen am Schönen und dankbar sind für das Gute. Wir dürfen uns einander auch jetzt nichts vorspielen. Wir müssen einfach und ehrlich sein. So ermöglichen wir Neues.» (gs)

Domherr Thomas Perler in Freiburg. | © Georges Scherrer
17. März 2020 | 13:51
Lesezeit: ca. 1 Min.
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