"Der Himmel ist überall dort, wo man an ihn glaubt".  – Der Sechstklässler Silvan aus Gross SZ zur Frage, wie der Himmel auf Erden aussieht.
Schweiz

Wie Primarschüler sich dem Ostergeheimnis nähern

Gross SZ, 21.4.19 (kath.ch) Die Auferstehung  ist für Primarschüler ein nicht leicht zu fassendes Thema.  Wie nähern sie sich im Religionsunterricht der Bedeutung von Ostern? In Einsiedeln philosophieren Sechstklässler darüber, was das Fest mit ihnen selbst zu tun hat.

Ueli Abt

Lars hat die Bergpredigt gemalt, Svea den Einzug Jesu in Jerusalem. Von Cindy stammt das Abendmahl. Jakob malte das offene, leere Grab. Livio die drei Frauen, die Jesus nach seinem Tod begegneten. Und Linus stellte die Auferstehung dar, mit drei leeren Kreuzen vor gleissendem Licht.

Frohe Botschaft – per Textnachricht

«Ich freue mich auf den Frühling, weil es dann Sommer wird und alles wieder lebt», sagt Yanic. Er und zehn weitere Sechstklässler haben mit Stühlen im Klassenzimmer einen Kreis gebildet. Zusammen mit Religionslehrerin Jasminka Sakac sprechen die Kinder elf Tage vor Ostern über Hoffnung, den Frühling und neues Leben. In der Doppellektion an jenem Mittwochmorgen in Gross im Kanton Schwyz, einem Viertel der Gemeinde Einsiedeln, steht die Hauptfrage im Vordergrund: Passion und Ostern – was hat das alles mit mir zu tun?

Katechetin Jasminka Sakac bespricht mit den Schülern im Unterricht, was Ostern mit ihnen zu tun hat.
Katechetin Jasminka Sakac bespricht mit den Schülern im Unterricht, was Ostern mit ihnen zu tun hat.

Zu Beginn der Lektion haben sich die Sechstklässler anhand von Fragen auf Arbeitsblättern vorbereitet. Jesus brach unter dem Kreuz zusammen – gab es auch einmal Tiefschläge in meinem Leben? In der Not betete Jesus im Garten Getsemani – was mache ich, wenn ich Angst habe?

Und: Maria Magdalena besuchte das Grab von Jesus, weil sie ihn so sehr vermisste, und wird zur Botschafterin der Hoffnung. Was ist meine Hoffnung? «Ich hoffe, dass ich zu Gott in den Himmel komme», sagt Jakob in der Runde.

Ostern im Unterricht: Was hat Auferstehung mit mir zu tun?
Ostern im Unterricht: Was hat Auferstehung mit mir zu tun?

Immer wieder erzählt die Lehrerin aus dem eigenen Leben und schafft so Bezüge von der Bibel in die Gegenwart. So berichtet sie etwa von ihrer pubertierenden Tochter. Diese brach nach einem Streit mit ihr per Textnachricht das Schweigen – die Freude über eine gute Schulnote war grösser als der Stolz. Die Frohe Botschaft verkünden, das bedeutet Freude teilen – auch im Alltag.

Kreuz, Fisch, Baum, Ei

Für das Thema Ostern hat die Katechetin mehrere Lektionen verwendet. Zunächst diskutierten die Schülerinnen und Schüler, was Ostern für sie bedeutet und welche Symbole es gibt. Dann besprach die Religionsklasse die biblische Ostergeschichte, worauf die Schülerbilder entstanden.

Sakac, die nebenbei auch künstlerisch tätig ist, hat die einzelnen biblischen Szenen inzwischen zu einem übergeordneten Gesamtbild verbunden, optisch in der Art eines Kirchenfensters. Zugleich sind aber weitere christliche und weltliche Symbole gewissermassen eingewoben: das Kreuz, der Fisch, das Ei, aber auch der Baum als Sinnbild für wiedererwachendes Leben.

Österliche Szenen - im Kirchenfenster-Bild findet man Symbole wie den Fisch oder das Kreuz.
Österliche Szenen - im Kirchenfenster-Bild findet man Symbole wie den Fisch oder das Kreuz.

Eine Farbkopie davon liegt nun in der Mitte des Stuhlkreises. Die Baumbilder auf dem Bild sind Noemis Bildbeitrag. Die Fragen auf ihrem Arbeitsblatt lauten: Wo sind meine Wurzeln? Was ist meine Wasserquelle? «Meine Wurzeln sind im Wallis», liest Noemi vor. Ihre Wasserquellen sind: «Familie, Freunde, Verwandte. Gott und die Verstorbenen. Hoffnung, Glück, Glaube.»

«…weil es mir jemand gesagt hat»

Für die einen Menschen war damals die Neuigkeit, dass Jesus nach dem Tode auferstand, zunächst schier unglaublich. In der Klasse von Katechetin Sakac in Gross geht denn nun auch die Frage in die Runde: An was glaube ich – glaube ich an die Auferstehung?

Ostern im Unterricht: Was hat Auferstehung mit mir zu tun?
Ostern im Unterricht: Was hat Auferstehung mit mir zu tun?

«Ich glaube an die Auferstehung, weil es mir jemand gesagt hat.», liest Linus vor. Silvan meint: «Weil es in der Bibel steht, ist es ziemlich logisch.»
Auf die Frage, warum die Kinder an Ostern glaubten, antwortet Lars mit einer rhetorischen Frage: «Warum haben wir Geburtstag?»

«Gute Antwort», kommentiert Sakac das Votum. «Mich selbst freut nicht der Umstand, dass ich wieder ein Jahr älter bin. Mit dem Geburtstag feiern wir die Geburt, so wie wir an Ostern das neue Leben feiern.»

Mehr zu Ostern im Dossier von kath.ch

«Der Himmel ist überall dort, wo man an ihn glaubt». – Der Sechstklässler Silvan aus Gross SZ zur Frage, wie der Himmel auf Erden aussieht. | © Ueli Abt
21. April 2019 | 06:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Blumenzwiebel als Symbol

Auch an anderen Primarschulen schaffen Unterrichtende des Fachs Religion Bezüge zur Erfahrungswelt der Kinder. Katechetin Martina Jauch unterrichtet in Steinhausen im Kanton Zug. Sie knüpft an eigene Erlebnisse der Schüler von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit an. «Ich versuche, mit ihnen herauszufinden, wie es denn geht, dass sie wieder fröhlich werden, was es ausmacht, dass sie quasi wieder auferstehen», sagt sie. Das Geheimnis von Ostern will sie ihren Schülern nicht erklären. «Ein Geheimnis bleibt ein Geheimnis», so Jauch. Sie mache gegenüber den Kindern denn auch klar, dass sie nicht auf alle Fragen eine Antwort habe. Dass auch sie sie ihre eigenen Fragen habe. Und dass sie «gerne dabei gewesen wäre und selber erlebt hätte, was da passiert ist». Sie erzähle zudem von eigenen Erlebnissen, in denen sie Ostern in ihrem Leben erfahren habe. «Den Kindern fällt es manchmal schwer, zu verstehen, dass Jesus wirklich tot war und nun auf neue Art und Weise lebt», sagt Sonja Kroiss, die in Sargans unterrichtet. Je nach Reaktionen der Schülerinnen und Schüler erzähle sie in einer folgenden Lektion eine weitere Auferstehungsgeschichte, damit die Primarschüler erkennen könnten: «Es ist kein Geist, aber auch nicht mehr ein Mensch wie wir.» Es sei kein einfaches Thema, so Kroiss. «Bei den Kindern überwiegt, dass es gut mit Jesus endet. Sie freuen sich über die Ostersonne und die Eier.» Judith Wallimann, die in Sarnen unterrichtet, symbolisiert die Bedeutung des Ostersonntags oftmals mit einer Blumenzwiebel: Diese stehe «für ein Geheimnis, etwas Unsichtbares, das zum Leuchten kommen wird.» Oft hätten die Schülerinnen auch konkrete Fragen. Zum Beispiel: Wie geht das mit den Nägeln in den Händen? Nach Erfahrung der Obwaldner Katechetin Michaela Michel ist für Kinder auf der Unterstufe das Thema Auferstehung eine Überforderung. «Die älteren Kinder gehen ganz anders damit um. Für einige ist es ein Fake, für die anderen ist es eine Sensation, andere lachen darüber», so Michel. (uab)