Westschweizer Gruppe Missbrauchsopfer will unabhängige Kommission

Fey VD, 22.5.12 (Kipa) Die Unterstützungsgruppe Sapec für Personen, die durch Priester missbraucht wurden, fordert die Schaffung einer unabhängigen Westschweizer Untersuchungskommission. Diese soll sich mit der Untersuchung und Wiedergutmachung befassen, schreibt Sapec in einem Bericht von Montag an die Schweizer Bischöfe.

Die Gruppe gibt ihrem Zweifel an den bisherigen Untersuchungen Ausdruck und spricht von Nachlässigkeit. Abgesehen von guten Worten sei nicht viel geschehen, um den Opfern zu helfen, schreiben für Sapec die Verantwortlichen Jacques Nuoffer et Marie-Jo Aeby.

Die Gruppe «groupe de Soutien aux abusé-e-s par des prêtres de l’Eglise catholique» habe kürzlich den Westschweizer Bischof Charles Morerod getroffen. Sie kritisiert vor allem die interdisziplinäre Kommission «Commission SOS prévention», welche das Westschweizer Bistum 2008 eingesetzt hat, um Missbrauchsvorwürfen durch Priester nachzugehen.

Die Kommission habe nie klare Informationen über die Herkunft der Opfer, welche bei der Kommission vorstellig wurden, nach Kantonen veröffentlicht. Auch habe die Kommission keine Informationen gegeben über die Form der geleisteten Hilfe wie auch über die Art und Weise, wie sie mit den Verantwortlichen bei Behörden und auch in Klöstern zusammengearbeitet habe.

Kirche schützen

Sapec vorliegende Dokumente gäben vielmehr Hinweise darauf, der Kommission sei es darum gegangen, «auf dem Rücken der Opfer» die Institution Kirche zu schützen. Angaben zu Fällen in anderen Westschweizer Diözesen als jener von Lausanne-Genf-Freiburg seien nicht erhältlich. Damit dürfte das Bistum Sitten gemeint sein.

Von einem Bistum zum anderen gäbe es grosse Unterschiede, wie mit dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs umgegangen werde, so Sapec weiter. Die Gruppe habe «schockierende Voten und Klagen über Unverständnis» erhalten.

Die Richtlinien, welche die Schweizer Bischöfe unter dem Titel «Sexuelle Übergriffe in der Seelsorge» veröffentlichten, hätten zu Hoffnungen Anlass gegeben. Die Realität zeige aber, dass die «Mehrheit der Bischöfe und der Ordensobern» die «schrecklichen Leiden der Opfer» unterschätzten. Notwendig sei eine «Geste der Wiedergutmachung». Es sei befremdend, dass oft Hinweise wie «Es gibt mehr Fälle von Pädophilie in den Familien» vorgeschoben würden.

Die Kommission rät der Kirche, sich ein Beispiel am Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, zu nehmen. Dieser habe eine unabhängige, externe Kommission eingesetzt. Gegenüber Sapec habe das Bistum Basel «Zeichen der Offenheit» gesetzt, indem dem es sich bereit erklärte, ungenügend behandelte Fälle von Opfern zu untersuchen. Auch der Westschweizer Bischof Charles Morerod habe sich sensibel für die Anliegen von Sapec gezeigt.

(kipa/com/mp/gs)

22. Mai 2012 | 18:31
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