Odilo Noti, Mitglied der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz
Schweiz

«Weltwoche» fabuliert mit Zahlen, sagt Caritas-Schweiz-Sprecher

Luzern, 1.7.16 (kath.ch) Unter dem Titel «Abhängig von öffentlichen Geldern» hat die Wochenzeitung «Weltwoche» über die Zusammenarbeit von Bund und privaten Hilfswerken geschrieben. Betroffen war auch Caritas Schweiz. Deren Sprecher Odilo Noti erklärt in einer am Freitag, 1. Juli, veröffentlichten Richtigstellung, der Autor habe «schludrig und oberflächlich» gearbeitet.

Noti führt mehrere Beispiele ungenauer Zahlen im Text der Zeitung auf. Das Hilfswerk habe vom Bund im vergangenen Jahr nicht nur einen sogenannten Programmbeitrag in der Höhe von 11,1 Millionen Franken erhalten. Vielmehr gewann dieses «im Rahmen einer Ausschreibung auch ein Mandat beziehungsweise einen Auftrag zur Durchführung eines Entwicklungsprogrammes im Tschad». Die Leistungsbeiträge der öffentlichen Hand hätten zudem für das Jahr 2015 «gut 20 Prozent mehr» ausgemacht, als von Autor Peter Keller behauptet wurde.

Wenn man das Caritas-Netz in der Schweiz berücksichtige, machten die Gelder der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) gerade 7 Prozent im Budget des Hilfswerks aus. Es bestehe also «kein Grund zu insinuieren, die Caritas sei ein parastaatlicher Betrieb», schreibt Noti, der Mitglied der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz ist.

«Qualität der Arbeit»

Verhauen habe sich die Zeitung auch bezüglich der Spendenerträge des Hilfswerks. Die Weltwoche schreibe, dass nur ein Drittel der Caritas-Erträge eigentliche Spenden seien. Die freiwilligen Zuwendungen machten im Jahr 2015 über die Hälfte der Einnahmen des Hilfswerkes aus.

Die Beiträge der öffentlichen Hand für vertraglich definierte Leistungen machten 38,3 Prozent der Erträge aus. Dass die Beiträge an die Caritas im Verlauf der vergangenen zehn Jahre um insgesamt 162 Prozent angestiegen seien, habe nicht mit einer «willkürlichen Spendierfreudigkeit der Deza» zu tun. Der Anstieg dokumentiere eher die «Qualität der bis anhin geleisteten Arbeit».

Der Caritas Sprecher rät dem Weltwoche-Autor Peter Keller, der als SVP-Nationalrat Mitglied der nationalrätlichen Finanzkommission ist, das «ABC der Personalrechnung» besser zu studieren und sein «Wissensdefizit mit einer einfachen Nachfrage bei der Deza oder bei den Hilfswerken» zu beheben.

Es sei zudem zu befürchten, dass der schreibende Nationalrat sich auf seine Immunität als Parlamentarier berufen würde, wenn er rechtlich wegen rufschädigender und übler Nachrede belangt werden sollte. «So wird die parlamentarische Immunität zur Verbreitung von politisch motivierten Unwahrheiten missbraucht», schreibt Noti. (gs)

Odilo Noti, Mitglied der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz | © 2016 Caritas Schweiz
1. Juli 2016 | 17:15
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