Weihbischof Marian Eleganti, vor seiner Emeritierung.
Schweiz

Marian Eleganti prangerte bei Festakt für «Speckpater» christlichen Relativismus an

Luzern, 24.1.18 (kath.ch ) Bis auf den letzten Platz war die Jesuitenkirche in Luzern anlässlich des traditionellen Gedenkgottesdienstes für den Gründer des internationalen katholischen Hilfswerks «Kirche in Not» besetzt. Der Churer Weihbischof Marian Eleganti leitete die Feier vom Sonntag für den auch als «Speckpater» bekannten Prämonstratenserpriester Werenfried van Straaten (1913-2003). Er warnte vor einem christlichen Relativismus auch gegenüber dem Islam.

Jacques Berset

Dekan Hansruedi Kleiber am Luzerner Festakt von «Kirche in Not» | © Jacques Berset

Der Deutschschweizer Jugendbischof Marian Eleganti begrüsste zu Beginn der Feier, die er gemeinsam mit dem Luzerner Dekan Hansruedi Kleiber leitete, die jungen Sängerinnen und Sänger der kroatischen Missionen in Luzern und im Aargau, welche die Messe mit ihren Gesängen belebten. Dabei wies er auf das Interesse hin, das der «Speckpater» in ihm geweckt habe, als er diesen zum ersten Mal im Kloster Einsiedeln reden hörte. Der Priester erhielt seinen Spitznamen, weil er nach dem Zweiten Weltkrieg als Niederländer in seiner Heimat Speck für die notleidenden Deutschen sammelte.

Eleganti bedauerte in seinen Worten an die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes, dass sich in den westlichen Gesellschaften der «politisch korrekte» Auftritt zusehends breit mache. Die Toleranz mische sich mit der Gleichgültigkeit, wahre Überzeugungen würden verschwinden.

Den «Edelstein» weitergeben

Christen dürften aber nicht relativieren, denn Christus habe gesagt: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich.» (Johannes 14,6). Ein Christ müsse das Evangelium bezeugen und verkünden.

Weihbischof Eleganti am Luzerner Festakt von «Kirche in Not» | © Jacques Berset

Christen sollten ihren Glauben niemandem aufzwingen, sondern den Menschen «diesen Edelstein» anbieten, den das Evangelium und die Person Christi formen. «Ich schäme mich nicht, dieses Evangelium zu verkünden», sagte der Bischof unter dem Beifall der Gläubigen.

Der Relativismus bilde eine Gefahr. Eleganti nannte als Beispiel einen Entscheid, den die Evangelische Kirche im Rheinland (EKIR) gefällt hatte. Die «Landessynode 2018»  habe entschieden, «Muslime nicht mehr zu konvertieren». Sie erkenne vielmehr im Glauben muslimischer Menschen die Bindung an einen einzigen Gott, sagte Eleganti weiter. Die Versammlung hatte in Bad Neuenahr am 12. Januar mit überwältigender Mehrheit die theologische Positionsbestimmung «Für die Begegnung mit Muslimen» mit entsprechendem Inhalt verabschiedet.

Verwässerung christlicher Position gegenüber Islam

Der trinitarische Charakter Gottes, wie ihn die Christen sehen, wird durch den Islam formell zurückgewiesen. Der Entscheid der Synode hatte darum auch auf reformierter Seite zu Kontoversen geführt. In einem Kommentar für die Evangelische Nachrichtenagentur «idea» bezeichnete der deutsche Islamexperte Johannes Kandel  den Entscheid als «fatal». Gemäss dem Positionspapier der rheinländischen evangelischen Kirche sollten Muslime «nicht mit der exklusiven Stellung Jesu im Offenbarungsgeschehen» konfrontiert werden.

Weihbischof Eleganti wies in Luzern auf die Bedeutung der Missionierung hin und bemerkte, es gebe Stimmen, die sich gegen eine solche wendeten und diese als Imperialismus bezeichneten. Im Evangelium stehe aber: «Jesus bittet uns, Menschenfischer zu sein» (Matthäus. 4,18-24).

5000 Hilfsprojekte in mehr als 140 Ländern

Seit 1947 unterstützt das Hilfswerk, das früher die Bezeichnung «Kirche in Not/Ostpriesterhilfe» trug, unterdrückte und diskriminierte Christen. Bei den jährlich stattfindenden Gedenkgottesdiensten für den Gründer macht das Werk auf die Verfolgung und Ausgrenzung von Christen in zahlreichen Ländern aufmerksam.

Seit seiner Gründung hat das Hilfswerk nicht weniger als 3,6 Milliarden Franken für notleidende christliche Gemeinschaften gesammelt. Derzeit werden rund 5000 Hilfsprojekten in mehr als 140 Ländern unterstützt. Bei der Feier in Luzern stricht das Hilfswerk erneut die Not der Christen im Nahen Osten heraus, die insbesondere unter den Grausamkeiten islamischer Terroristen litten.

Das Hilfswerk beteilige sich zurzeit am Wiederaufbau und der Sanierung von 2200 Häusern in der Nineve-Ebene bei Mosul. Während der Besetzung dieser Region im Nordirak durch den «Islamischen Staat» seien 13’000 Häuser zerstört worden, darunter 360 religiöse Gebäude. 120’000 Christen mussten über Nacht Zuflucht im irakischen Kurdistan suchen. Mit dem Wiederaufbau begannen die Flüchtlingsfamilien aus Kurdistan in ihre Dörfer zurückzukehren.

Das Christentum könnte in Nahost ausgelöscht werden

Während der Feier in Luzern beteten die Gläubigen für die verfolgten Christen in verschiedenen Teilen der Welt, besonders auch für jene in Syrien und im Irak. Die 2000 Jahre alte christliche Präsenz in diesen Ländern drohe für immer ausgelöscht zu werden, sagte Jan Probst, Nationaldirektor von «Kirche in Not-Schweiz» in Luzern.

Lucia Wicki-Rensch von «Kirche in Not» zündet Mahnkerzen an |© Jacques Berset

Auf dem Altar symbolisierten vier Kerzen in den Farben des Hilfswerks das Martyrium der Christen. Genannt wurden die Opfer des Terrorismus von Boko Haram in Nigeria und von anderen islamistischen Fanatikern in Pakistan, im Sinai und in Jemen. In Jemen wurden vergangenes Jahr vier Missionsschwestern von Mutter Teresa und zwölf ihrer Mitarbeiter getötet. Das Hilfswerk nahm dieses Jahr die Kollekte für die Christen im Irak auf. (cath. ch/gs)

Weihbischof Marian Eleganti, vor seiner Emeritierung. | © Jacques Berset
24. Januar 2018 | 15:44
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