Es werde Licht
Schweiz

Transparenz gefordert

Zürich, 24.2.17 (kath.ch) Wer Transparenz fordert, sollte auch selber transparent sein, findet kath.ch-Redaktorin Sylvia Stam in ihrem Kommentar zum Vorgehen von Giuseppe Gracia. Gefordert sind aber auch die Kapuziner, Licht in das Dunkel um den Missbrauchsfall «Allaz» zu bringen.

Gervais Aeby, Paul Hinder, Mauro Jöhri, Ephrem Bucher. Diese Namen, fein säuberlich aufgelistet und mit den entsprechenden Jahreszahlen dazu, findet jeder, der die Begriffe «Schweizer Kapuziner Provinziale» googelt. Dennoch hielt Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur, es für seine «Pflicht», zwei ausgewählte Medienschaffende unter Berufung auf «Quellenschutz» darüber zu informieren, dass Mauro Jöhri der Vorgänger von Ephrem Bucher war. Und dass Jöhri, heute Generalminister und damit oberster Kapuziner weltweit, «alles gewusst haben muss», wie es in besagtem Mail an die beiden Medienschaffenden heisst.

Wie viel Mauro Jöhri tatsächlich gewusst hat, wissen wir nicht. Dass er sich nicht selber dazu äussert, wie sein Vorgänger Paul Hinder es auf Anfrage von kath.ch tat, ist bedauerlich.

Giuseppe Gracia hielt es offenbar für seine Pflicht, den Medien auf die Sprünge zu helfen. Das Risiko, dass damit aus dem «Fall Allaz» ein «Fall Chur» werden könnte, hat er offensichtlich kommen sehen, deshalb wollte er anonym bleiben, wie er gegenüber kath.ch sagte. Auch wenn diese Überlegung taktisch zutreffen mag, bleibt es schwer verständlich, wie jemand transparente Aufklärung verlangen kann, selber aber anonym bleiben will.

Ebenso unverständlich bleibt mir, wieso Gracia kath.ch unterstellt, die Vertuschung des Missbrauchs durch die Kapuziner zu unterstützen. kath.ch hat bei allen oben genannten Provinzialen – ausser dem ersten, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam – nachgefragt, was sie wussten und was sie unternommen haben.

Als Mediensprecher sollte Gracia wissen, dass Medien nicht mehr weitergeben können, als was Sprecher ihnen mitteilen. Schliesslich sagte auch er selber anfangs dieser Woche auf Anfrage von kath.ch, er wolle den Vorwurf gegen ihn, ein anonymes Mail in Umlauf gebracht zu haben, nicht kommentieren.

Es bleibt allerdings auch zu hoffen, dass die Kapuziner ihre Untersuchung durch eine unabhängige juristische Kommission so rasch wie möglich in die Wege leiten, damit Licht in das Dunkel kommt, um das es hier tatsächlich geht: Um massive Gewalt an Kindern, und nicht um kirchenpolitische Machtspiele.

Es werde Licht | © pixabay.com
24. Februar 2017 | 16:48
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