Blick in die Aula der Bischofssynode während einem Gebet.
Schweiz

«Vatileaks» sind nicht nur schlecht

Zürich, 16.10.15 (kath.ch) Die zweite Woche der Bischofssynode in Rom geht zu Ende. Es muss also schon eine ganze Menge zu Fragen der Familie diskutiert worden sein. Aus der Synodenaula aber ist nach wie vor nichts zu hören. Dafür sorgen heimlich Aussenstehenden zugespielte Dokumente für Aufregung. Sie könnten aber auch als Wink für eine andere Informationspolitik verstanden werden, meint Martin Spilker in seinem Kommentar.

Die auf die Enthüllungsplattform «WikiLeaks» anspielenden «Vatileaks», undichte Stellen im Vatikan und diese Tage speziell aus der Bischofssynode geben zu reden. Die eine Seite erachtet ein solches Vorgehen als nicht tolerierbaren Vertrauensmissbrauch. Für andere Gruppen – nicht zuletzt für die Medien – sind sie der Stoff, aus dem die Geschichte dieser Synode geschrieben wird. Enthüllungen oder auch schon die Herausgabe von nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Papieren sind immer eine Grenzüberschreitung. Sie aber als «Skandal» zu bezeichnen, schiesst über das Ziel hinaus.

Information als Bedürfnis

Dass es bei Debatten unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Informationslecks kommt, dem lässt sich durchaus auch eine positive Wirkung abgewinnen. Das zeigt nicht zuletzt, dass ein Bedürfnis nach Informationen zu dieser Debatte besteht. Und das müsste die Synodenteilnehmer ja eigentlich freuen.

Klar lässt sich einwenden, dass es Orte geben muss, wo im Wissen um gegenseitiges Vertrauen offen diskutiert und debattiert, auch gestritten werden kann. Doch hier kommt eine Veranstaltung wie die Bischofssynode zu einem Thema, das die – zumindest katholische – Weltbevölkerung brennend interessiert, an Grenzen.

Papst Franziskus hat die Bischöfe dazu aufgerufen, die Gläubigen in ihrer Heimat nach deren Anliegen und Hinweisen zum Thema Ehe und Familie zu befragen. Diesen Gläubigen bleibt es durch die strikte Abschottung der Synode aber verwehrt nachzuprüfen, ob «ihre» Bischöfe auch die ihnen mit auf den Weg gegebene Haltung tatsächlich vertreten. Die Bischöfe diskutieren in Rom ja nicht zuerst über ihre eigenen Angelegenheiten, sondern darüber, wie Ehe und Familie in der katholischen Kirche zu gestalten sei. – Ergebnisoffen, wie Papst Franziskus deutlich betont hat.

Enthüllung als Bereicherung

Wo während einer längeren Debatte regelmässig Informationen an die Öffentlichkeit fliessen können, kann auch eine Reaktion darauf erfolgen. Diese umgekehrt können für den weiteren Verlauf der Diskussion Wirkungen zeigen. Damit würde gegenüber den Gläubigen ein starkes Zeichen einer synodalen Kirche gesetzt, einer Kirche, die ihre Gemeinden ernst nimmt. Die aus verschiedenen Sprachgruppen publik gemachten Informationen haben genau diese Wirkung erzeugt.

Zum Ende der zweiten Synodenwoche halten wir fest: Vor Enthüllungen ist auch die katholische Kirche nicht gefeit. Und sie sind auch keine Neuheit. Bereits während dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden Informationen zu Konzilstexten und Debatten vorzeitig öffentlich gemacht. Dem Gehalt dieser Dokumente hat dies aber nicht geschadet. Das dürfte bei der Bischofssynode nicht anders sein. (ms)

Blick in die Aula der Bischofssynode während einem Gebet. | © 2015 Andrea Krogmann
16. Oktober 2015 | 17:11
Lesezeit: ca. 2 Min.
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