Vatikan plant neue Strukturen für Kontakt zu Traditionalisten

Rom, 12.6.09 (Kipa) Der Vatikan will in den nächsten Tagen seine Kontakte zu den Traditionalisten neu strukturieren. Die bislang eigenständig operierende Kommission «Ecclesia Dei», die die Verhandlungen mit rückkehrwilligen Mitgliedern der «Bruderschaft Pius X.» und ähnlichen Gruppen koordiniert, soll direkt der Glaubenskongregation unterstellt werden. Die Änderung werde noch in diesem Monat durch ein Apostolisches Schreiben des Papstes, vermutlich im Rang eines «Motu proprio» (aus eigenem Antrieb») verfügt, hiess es in römischen Kirchenkreisen.

Danach soll der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, direkt für den Kontakt zu den Traditionalisten zuständig sein, die in die volle Gemeinschaft mit dem Papst zurückkehren wollen. Für die laufenden Amtsgeschäfte soll ein Sekretär oder Vize-Präsident ernannt werden.

Papst Benedikt XVI. hatte die Veränderung bereits in seinem Brief vom 10. März 2009 an die Bischöfe der katholischen Kirche in Aussicht gestellt, in dem er die Aufhebung der Exkommunikation der vier von Erzbischof Marcel Lefebvre im Jahr 1988 geweihten Bischöfe erläuterte. Darin hatte er Kommunikations-Pannen bei der Umsetzung seines Gnadenakts für eingeräumt.

Kardinal in der Kritik

In dem Zusammenhang war auch der Präsident von «Ecclesia Dei», der kolumbianische Kardinal Dario Castrillon Hoyos, in die Kritik geraten. Er habe den Vatikan nicht über die Holocaust-Leugnung von Richard Williamson informiert, obwohl diese Information im Internet zugänglich war. – Hoyos begeht am 4. Juli seinen 80. Geburtstag; spätestens zu diesem Termin legen Kurienbischöfe ihre Ämter nieder.

Auch die Gründung der Kommission Ecclesia Dei» war am 2. Juli 1988 im Rahmen eines «Motu proprio» verfügt worden. Nach den gescheiterten Verhandlungen des damaligen Kurienkardinals Joseph Ratzinger mit Lefebvre und dessen vier unerlaubten Bischofsweihen hatte der Papst die Kommission für die Personen und Gruppen verfügt, die die alte Liturgie beibehalten, aber in Gemeinschaft mit Rom bleiben wollten.

(kipa/r/job)

12. Juni 2009 | 14:16
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