US-Gericht öffnet Weg für Prozess gegen «Legionäre Christi»

Hartford, 8.9.11 (Kipa) Ein US-Gericht hat die Klage eines Mannes gegen den katholischen Orden der «Legionäre Christi» wegen sexuellen Missbrauchs durch ihren Gründer für zulässig erklärt. Wie nationale Medien am Mittwochabend (Ortszeit) berichteten, sah ein Richter in Hartford im Bundesstaat Connecticut die Klage wegen Verletzung der Fürsorgepflicht durch den Orden als berechtigt an.

Der Kläger, Raul Gonzalez aus Mexiko, wirft den «Legionären» vor, ihn nicht vor dem pädophilen Ordensgründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) geschützt und jahrzehntelang sexuellen Missbrauch durch Maciel und andere Priester gedeckt zu haben. Er gibt zudem an, eines von zwei illegitimen Kindern Maciels zu sein.

Laut den Berichten wies das Gericht einige Teile der Klage ab. Die Anschuldigung von Gonzalez, der Orden habe den Missbrauch rechtzeitig erkennen können, wertete der zuständige Richter aber als haltbar.

Klägeranwalt Joel Faxon sprach von einer wichtigen Entscheidung. Sie öffne «Schleusentore» zu internen Dokumenten der «Legionäre Christi» und ermögliche, auch hochrangige Kirchenfunktionäre im Vatikan zu belangen. Auch ein Sprecher des Ordens in den USA erklärte sich laut den Berichten zufrieden mit dem richterlichen Beschluss. Zugleich lehnte er eine weitere Kommentierung mit Blick auf das laufende Verfahren ab.

Gonzalez hatte seine Klage nach Medienangaben bereits im Juni 2010 eingereicht. Er vertritt darin die Auffassung, die «Legionäre Christi» hätten frühzeitig von Vorwürfen gewusst oder wissen können, dass Maciel Kinder und Seminaristen missbrauche. Der Orden argumentierte dagegen, der angebliche Missbrauch habe nicht erkennbar im Bereich der Amtsausübung Maciels stattgefunden.

Unter falschem Namen

Die Mutter von Gonzalez, Blanca Lara Gutierrez, gab den Medien zufolge an, den damals 56-jährigen Maciel mit 19 kennengelernt zu haben. Der Priester habe sich ihr unter falschem Namen als Mitarbeiter einer internationalen Ölfirma und CIA-Agent vorgestellt.

Aus ihrer Beziehung seien zwei Kinder hervorgegangen, ein drittes habe Maciel adoptiert; zwei der drei seien von ihm missbraucht worden. Die wahre Identität Maciels habe sie erst 1997 durch einen Zeitschriftenartikel erkannt, sagte Gutierrez.

Nach einer Untersuchung von diversen Vorwürfen gegen Maciel hatte der Vatikan dem Ordensgründer im Mai 2010 «objektiv unmoralisches Verhalten» vorgeworfen. Papst Benedikt XVI. setzte einen Sonderbeauftragten ein, der einen gründlichen Revisionsprozess der Gemeinschaft begleiten soll. Die «Legionäre Christi» hatten sich im November 2009 bei den Missbrauchsopfern des Ordensgründers entschuldigt.

(kipa/kna/gs)

8. September 2011 | 12:37
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