Düstere Wolken über der Kirche – hier Hofkirche Luzern
Schweiz

Trübe Prognosen für die Kirchensteuern

Peter Brunner blickt besorgt in die finanzielle Zukunft der katholischen Kirche im Kanton Zürich. Er spricht von drei dunklen Wolken, die über der Kirche schweben: die Folgen der Coronakrise, die Steuervorlage 17 und die Kirchenaustritte.

Georges Scherrer

In diesen drei Bereichen erwartet Brunner Mindereinnahmen. Als Synodalrat ist er in der Kantonalkirche zuständig für Finanzen und Infrastruktur.

Einige Zahlen sind bereits bekannt. Im vergangenen Jahr sind rund 7000 Personen aus der katholischen Kirche im Kanton Zürich ausgetreten. Was das der Kirche kosten wird, kann der Ökonom noch nicht sagen. Das werde von Gemeinde zu Gemeinde verschieden sein.

Hohe Beträge

Ob ein Millionär oder ein Hilfsarbeiter der Kirche den Rücken kehrt, mache den Unterschied. Wenn aber jede dieser 7000 Personen rund hundert Franken Kirchensteuern zahlte, dann macht das 700’000 Franken, lautet die einfache Milchbüchleinrechnung.

Die Finanzabteilung der Kirche im Kanton Zürich sei bereits intensiv daran abzuklären, was für Folgen die Coronakrise für die Kirche haben werde. Zuverlässige Daten gebe es noch kaum. Zahlen hat bereits die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) vergangene Woche publiziert. Diese rechnet für das kommende Jahr mit einer Reduzierung der Steuereinnahmen auf Kantonsebene um rund zehn Prozent.

Verlässliche Prognosen noch schwierig

Peter Brunner, Finanzverantwortlicher der Zürcher Kantonalkirche
Peter Brunner, Finanzverantwortlicher der Zürcher Kantonalkirche

«Der Betrag würde auch für die Kirche gelten», meint Brunner. Aufgrund der wenigen vorhandenen Zahlen liessen sich aber noch keine verlässlichen Prognosen aufbauen. Sobald weitere Zahlen vorliegen, werde die Finanzabteilung zuhanden des Synodalrates und der Synode eine Übersicht sowie eine Einschätzung der Situation liefern.

Brunner geht aber schon heute davon aus, dass als Gesamtpaket die Coronakrise, die Steuervorlage 17 und die Kirchenaustritte Steuerausfälle in Millionenhöhe mit sich bringen werden.

Stadt Zürich könnte schwer getroffen werden

Die Steuervorlage 17 wurde 2019 vom Schweizer Stimmvolk angenommen. Das heisst, dass alle Unternehmen weniger Gewinnsteuern zahlen müssen. Im Kanton Zürich wird der Steuersatz in einem ersten Schritt von acht auf sieben Prozent zurückgehen und später auf sechs, erklärt Brunner. Wenn es in einer Kirchgemeinde sehr viele Firmen gebe, könne dies zu grossen Ausfällen führen. Das gelte beispielsweise für die Stadt Zürich.

Wie der deutsche Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen in einem anderen Beitrag auf kath.ch sagte, könnte die Corona-Krise eine Senkung der Kirchensteuereinnahmen um bis zu 20 Prozent bewirken. Das sieht Peter Brunner ähnlich. Er weist noch einmal auf den Bericht der KOF hin. In zwei Jahren könnten demnach die Steuererträge juristischer Personen in diesem Umfang zurückgehen.

Genau hinsehen

«Wir müssen jetzt natürlich vorsichtig sein und die Entwicklung genau beobachten», warnt Brunner. Aktuell verfüge die kantonale Kirche aufgrund des Eigenkapitals über ein gesundes Polster. «Das nächste und übernächste Jahr können wir all unseren Verpflichtungen nachkommen, die wir eingegangen sind, auch gegenüber den Institutionen, die wir unterstützen.» Das gelte auch für die Löhne der Mitarbeitenden.

«Wir müssen aber bereits jetzt darauf achten, dass wir mit dem Geld sehr haushälterisch umgehen.» Auch wenn es sehr eng sei, bemühe sich die Kantonalkirche, die Steuergelder der Katholikinnen und Katholiken so klug wie möglich einzusetzen.


Düstere Wolken über der Kirche – hier Hofkirche Luzern | © Sylvia Stam
2. Juni 2020 | 12:37
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Genf: Im Kanton Genf macht Pater Philippe Matthey, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Rives de l’Aire in Le Grand-Lancy, die gleiche Feststellung: «Die Einnahmen sind sowohl beim Kirchenopfer wie auch für die gelegentlichen Veranstaltungen, etwa die Opfergaben bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen, stark zurückgegangen. Aber unsere Fixkosten gehen nicht zurück, weil wir die Gehälter unserer Sekretärin und des Hausmeisters beibehalten haben».

Neuenburg: «Die Situation ist besorgniserregend», sagt Jean-Pierre Aubry, der Kassier der Herz-Jesu-Gemeinde in La Chaux-de-Fonds. «78 Prozent Rückgang beim Kirchenopfer von Januar bis April, 94 Prozent weniger bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen und nur 22 Prozent Einnahmen bei den Saalmieten, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019». Lediglich der Verkauf von Kerzen milderte die Bilanz: Sie sank nur um 10 Prozent.

Stadt Luzern: Auch die Katholische Kirchgemeinde der Stadt Luzern rechnet mit starken Einbussen wegen rückläufigen Steuererträgen von Firmen. Genauer beziffern lasse sich das noch nicht, sagt Geschäftsführer Stephan Müller. Aber: «Wir sind in engem Kontakt mit dem Steueramt und hoffen, dass wir bald genauere Daten erhalten um besser abschätzen zu können, wie gross das Loch sein wird.» (cath.ch/gs)